Abwechslung vom Alltag in Bankrut

Nach den Feiertagen wird es merklich ruhiger im Ort. Die vielen Kurzurlauber aus Bangkok sind wieder abgefahren. Anders als im letzten Jahr ist nur noch am Samstag in der Geckobar wirklich was los.

Das Wetter verändert sich kaum. Tagsüber 30 Grad mit viel Wind, der in den späten Nachmittagsstunden richtig kühl werden kann. Nachts sinkt das Thermometer auf 16-18 Grad. Man schläft hervorragend, braucht am Abend und früh morgens oft einen Pullover. In den deutschsprachigen Zeitungen Thailands liest man von Kältewelle in Bangkok. Das gab es seit Jahrzehnten nicht. Im letzten Jahr liefen uns zu dieser Zeit bei 35-38 Grad Sturzbäche von der Stirn. 

Wir gehen häufig essen in den wenigen Lokalen, die entweder ohne Glutamat kochen oder Speisen servieren, die keiner zusätzlichen Würzung mit dem für Friedrich problematischen Zeug bedürfen. 2-3 mal die Woche koche ich selbst, einfache Gerichte, da wir hier improvisieren müssen. Es gibt zwei separate Kochplatten und eine Mikrowelle, keinen Backofen. Hin und wieder überlegen wir, eine Heißluftfritteuse anzuschaffen. 

Im Meer war ich noch nicht, weil die Wellen viel zu hoch sind. Während der Flut richtet das aufgewühlte Meer Schäden an den Außenbereichen einiger Bars und Restaurants an. Unsere Freunde Björn und Da sind leider stark betroffen. 

Während eines Ausfluges, der uns ins benachbarte Städtchen Thap Sakae führt, entdecken wir ein Fahrradgeschäft. Ich möchte wieder unabhängig in Bankrut umherfahren können und morgens lieber Fahrradfahren statt zu laufen. Die Leihfahrräder sind im Verhältnis teuer, haben keine Gänge und sind schlecht gewartet. Leider gibt es in dem Laden nur Räder mit Stange, keine mit tiefem Einstieg.

Vielleicht haben wir Glück in Hua Hin. 

Am 06.01. müssen wir leider unser Auto zurückgeben. Eine Verlängerung der Miete war nicht möglich. Auf den letzten Drücker finde ich eine lokale Autovermietung, die uns ein Fahrzeug für 4 Wochen vermietet. Übernahmetermin am 07.01., d.h. für uns mindestens eine Nacht in Hua Hin.

Der knapp 200km von Bangkok entfernte Badeort mit ca. 70000 Einwohnern begrüßte laut der Zeitung "Farang" im Jahr 2023 rund 11 Millionen Touristen. Hua hin ist bei ausländischen Besuchern mittleren und höheren Alters beliebt, dient als Wochenendziel für Menschen aus Bangkok und als Alterssitz für Expats.

Anfang der 1920 Jahre wurde der Ort vom damaligen König bekannt gemacht. Er ließ eine Sommerresidenz errichten. Siams Adel und Oberschicht folgten, um ihren Sommerurlaub hier zu verbringen. Das ehemalige Fischerdorf entwickelte sich in den kommenden Jahrzehnten zu einem der Hot Spots der Tourismusindustrie. 

Hua Hin ist alles andere als malerisch, geradezu hässlich. Es gibt keinen zentralen Platz oder Mittelpunkt. Die Autobahn, Phetkasem genannt, läuft mitten durch die Stadt und unterteilt sie in zwei Teile. Eine wahre Rennstrecke, die für Fußgänger, Radfahrer oder gar Menschen mit Behinderung einen Albtraum darstellt. Ein unübersichtlicher Schilderwald säumt die Hauptstraße, sodass die spärlichen Gehwege alle paar Meter versperrt sind. Dennoch erfreut sich Hua Hin großer Beliebtheit. Es gibt große Shoppingcenter, die auch Waren aus Europa führen. Verschiedene Märkte, Freizeitparks, Nobelhotels und gefühlte tausend kleine Hotels und Gästehäuser aller Kategorien bieten für jeden etwas. Eine Promenade sucht man vergebens, der Strand ist verbaut. 

Allerdings blüht die Restaurant- und Barszene. Anders als in Pattaya und Phuket gibt es nur ein kleines Rotlichtviertel. Die Restaurants bieten außer der einheimischen Küche Speisen aus aller Herren Länder. Von mongolischer Küche über Lokale, die indische Köstlichkeiten, spanische Tapas anbieten, bis zu japanischer oder französischer Haute Cuisine ist alles vorhanden. An den zwei Abenden, die wir hier verbringen, entscheiden wir uns für Indien und Italien. Das Essen war jeweils in Ordnung, aber weit von dem entfernt, was man gute Küche nennt.

Wir nehmen unseren Vermieter mit nach Hua Hin, der dort etwas zu erledigen hat. Er wird später mit dem Zug oder Minibus zurück nach Bankrut fahren. Er lenkt mich durch interessante Gespräche ab. Die Fahrt auf der Autobahn ist für mich ein Graus, da die Thais keine Regeln befolgen, unberechenbar bleiben und die Verkehrsdichte stetig zunimmt. Die Übergabe des Fahrzeugs klappt problemlos. Der Sohn der Besitzerin checkt nur, ob wir vollgetankt haben und wedelt mit 5000 Baht Deposit, die wir zurückerhalten. Wie kommen wir ins Hotel? Ich lade die App der Firma Bolt runter. Schnell Reisepass fotografiert, authentifiziert und schon können wir ein "Bolt-Taxi" bestellen. Es funktioniert wie Uber. Nur mit Songthaews, überdachte Pick-ups mit Sitzreihen auf der Ladefläche, kommt man günstiger von A nach B. Die sind allerdings chronisch überfüllt. Für jemanden, der mit Krücken unterwegs sein muss zu beschwerlich. 

In dem kleinen Hotel, dass ich hauptsächlich wegen des vorhandenen Parkplatzes bei booking gebucht habe, können sie meine Buchung nicht finden. Selbst nach Überprüfung der Buchungsnummer und Pin bleibt die Buchung verschollen. Alle sind verwirrt. Nach einer Weile findet der Rezeptionist den Fehler. Ich habe mich im Jahr geirrt und ein Zimmer vom 06. auf den 07. Januar 2026 gebucht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass mir so ein Fehler unterlaufen sein soll, aber da steht es schwarz auf weiß. Zum Glück haben sie für heute Nacht ein Zimmer frei und wir können einchecken. Am nächsten Morgen, als ich eine weitere Nacht buchen möchte, hat eine englischsprachige Dame dasselbe Problem. Sie erzählt mir, dass ihr so ein Fehler noch nie passiert sei. Ich komme zu dem Schluss, dass wahrscheinlich booking dafür verantwortlich ist, dass die Jahreszahl bei unseren Buchungen verschoben wurde. Egal, wir können eine weitere Nacht bleiben und auch die Dame erhält das gewünschte Zimmer.

Im Market Village, einer bedeutender Shopping Mall, muss ich mir als erste Aktion ein dickes Sweatshirt kaufen. Mein dünnes Jäckchen, welches ich im Gepäck habe, reicht nicht aus. Der Wind ist richtig kalt. Das gab es noch nie für uns in Südthailand. Abends finden wir ein angenehmes Lokal, trinken Rotwein und treffen deutsche Golfer, die hier wie so viele überwintern und täglich ihre Runden auf dem Golfplatz drehen. Wir drehen relativ früh ab in unser Gemach und sind gespannt, ob es morgen mit der Autoübergabe des neuen Vermieters klappt. 

Fantastisch ausgeschlafen frühstücken wir in einem dänischen Restaurant. Brötchen heißen Rundstücke, sind wunderbar knusprig, Salami, Käse und fantastische Leberwurst machen meinen Mann glücklich. Pünktlich wird das Auto auf den Hotelparkplatz gestellt. Die Formalitäten waren größtenteils online erledigt worden. Bargeldübergabe und dann oh Schreck Fahrzeuginspizierung. Die haben uns die letzte Karre auf den Hof gestellt. Kratzer, Dellen, Placken überall. Ich kann gar nicht so viele Fotos machen, wie der Suzuki Caiz Macken hat. Was sollen wir tun? 4 andere Firmen hatten keine Fahrzeuge und diese Verleihfirma scheinbar nur das eine. Für heute lassen wir das Auto auf dem Hotelparkplatz stehen und bewegen uns weiterhin mit Bolt durch die Stadt, weil es schwierig ist, Parkplätze zu finden. Der Verkehr tötet mir den letzten Nerv. Mopeds, die einen sowohl links als auch rechts überholen, Autos die drängeln oder schleichen...nix für meine Nerven. 

Das Taxi bringt uns zum Cicada Markt, ein wunderschöner Kunsthandwerksmarkt. Der Fahrer versucht uns etwas mitzuteilen. Wir verstehen ihn nicht. Als wir aussteigen, begreifen wir was er meinte. Der Cicada Markt hat nur am Wochenende geöffnet. Das hatten wir vergessen. Also wieder zurück. Neues Taxi rufen.

"Halt", sagt Friedrich, "Da ist ein Fahrradgeschäft". "Ja", antworte ich, "aber der verleiht nur". Man kann ja mal fragen, ob er auch verkauft. Es ist eine Menge los. Mehrere Kunden stehen Schlange. Ich sehe ein schönes Fahrrad. Tiefer Einstieg, 6 Gänge, breiter Sattel, das wäre perfekt. Wider Erwarten verleiht er nicht nur, sondern verkauft auch Fahrräder. Der schmale Mann mit krächzender Stimme, der englischen Sprache mächtig, will knapp 200 Euro für das gute Stück. Der Sattel sitzt zu tief. Beflissen kramt der Thai eine längere Sattelstange aus seinem Sammelsurium, montiert den Sattel darauf und ich kann probefahren. Jetzt müssen wir noch klären, wie wir das Zweirad nach Bankrut befördern können. In den Kofferraum passt es nicht. No problem. Der "Radmann" verspricht, den schicken Drahtesel für wenige Baht mit dem Zug befördern zu lassen. Nicht morgen, aber übermorgen. Sollen wir uns darauf einlassen? Geld will er selbstständig sofort sehen.

Fortsetzung folgt in ein paar Tagen

 

 

 

 

 

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