Von Noosa Heads nach Tweed Heads

Leider können wir in Noosa Heads nicht bleiben. Die Campingplätze sind belegt. Dort wo wir am liebsten stehen würden, darf nicht mehr übernachtet werden. Gefühlte 100 Schilder machen den Fakt eindeutig. Hier am Spit, wo der Fluss in den Ozean mündet, durften wir an Silvester vor 10 Jahren ohne Einschränkungen parken und verbrachten zwei traumhaft schöne Tage. Bis auf die Verbotsschilder hat sich nichts verändert.

In Noosa ist die Hölle los. Der Ort ist sehr hübsch angelegt. Hier treffen sich die Reichen und Schönen der Goldcoast, Sunshinecoast und Brisbane. Schade, wir müssen ein anderes Plätzchen finden. Schweren Herzens verlassen wir Noosa Heads. Das Hinterland hatten wir damals aus Zeitmangel nicht erkunden können. Wir durchqueren wunderschöne Landschaften. Hügel, grüne Wiesen, Eukalyptuswälder wechseln sich ab. Bei Kenilworth gibt es eine Möglichkeit frei zu stehen. 

 

 

Kenilworth mit Koockaburra

Ein riesiger, naturbelassener Parkplatz lädt förmlich ein. Friedrich findet schnell neue Freunde. Die sprechen zwar weder Pfälzisch noch Englisch, dafür sind sie gefiedert und werden richtig zutraulich. Kecke Elstern streiten sich um die Brotkrümel, die Friedrich ihnen zu wirft. Ein Kookaburra beobachtet das Geschehen von der Stromleitung aus. Er mischt sich nicht ein. Erst als die Elstern genug haben, nimmt er Friedrichs Angebot an. Ein prächtiger weißer Hahn gesellt sich dazu und später kommt noch ein Wallaby vorbei. Wenn das kein Ersatz für Noosa ist!

 

Maidenwell

Am nächsten Tag ist Maidenwell nur zweite Wahl. Der Platz in Linville liegt zwar romantisch fern ab jeder Straße, aber wir erreichen ihn zu früh und es gibt keine Netzverbindung. Ein Tag ohne Internet geht gar nicht. Dafür hat Maidenwell einen Pub. Ein Farmer erzählt uns, dass er in ein paar Monaten das erste Mal nach Europa reist. Er sieht aus wie 76, ist aber erst 56 Jahre alt. Nach Amsterdam soll es gehen und nach England. Er ist ganz aufgeregt, weil er noch nie geflogen ist. Wir geben ihm bereitwillig Auskunft darüber, dass es in Europa anders zu geht als in seinem Maidenwell.

Dieses Dorf besteht aus nur 10 Häusern, zwei Pubs und ein paar Farmen. In der Nähe kann man Wasserfälle bestaunen und die Bunya Mountains sind nicht fern. Die Bergwelt ist Teil der Great Dividing Range und reicht teilweise bis 1100 m hoch. Riesige endemische Bunya Bäume, grüner subtropischer Regenwald und Hochlandflächen prägen die Landschaft.

Die Frau des Wirtes ist Thailänderin. Wir sind schnell im Gespräch. Sie kommt aus Surat Thani, eine Stadt im Süden am Golf von Thailand. Von dort fahren die Fähren nach Koh Samui und Koh Phangan ab. Wir erklären ihr, wo unser Überwinterungsdomizil liegt und sie beschreibt uns, wo sie schon überall gearbeitet hat. Ein Blick ihres australischen Mannes genügt. Sie muss in die Küche verschwinden, um Gemüse zu schnippeln. Für den Abend haben sich einige Leute zum Dinner angemeldet.

Thailand lässt grüßen

Gestern war Thai-Abend, den haben wir verpasst, wie ärgerlich. Der Wirt hat zunächst keine große Lust sich zu unterhalten, er kommt gerade vom Mittagsschlaf und gähnt in die Runde. Friedrich schafft es jedoch, den maulfaulen Typ zum Reden zu bringen, in dem er ihm Fragen zu Land und Leuten stellt. Wir bekommen zu hören, dass in Australien die Schere arm-reich genau wie bei uns immer weiter auseinander geht. Die Wirte bekommen viele Auflagen. Steuern zahlen ist wie überall unbeliebt.

Uns machen die Lebenshaltungskosten in Australien keine Probleme. Bis auf Alkohol, insbesondere Bier, ist fast alles billiger als in Deutschland, zumindest die Dinge des täglichen Lebens.

 

 

Toowoomba

Der Weg führt uns weiter nach Toowoomba. Das Tor zum goldenen Westen hat viele Gärten und Parks. Mit 100000 Einwohner ist Toowoomba die zweitgrößte Stadt im Binnenland nach Canberra.

Kunsthandwerker, Maler, Schreiner und Juweliere haben die Stadt für sich entdeckt. Hier ist es kühler als in Brisbane. Durch das angenehme Klima hat sich die Stadt zum Agrar-und Geschäftszentrum entwickelt. 1967 wurde die University of Southern Queensland gegründet.

Wir mögen die Stadt auf Anhieb, aber Toowoomba mag uns nicht bzw unser Wohnmobil. Nirgends gibt es Parkplätze für größere Autos. Das neu erbaute Shoppingzentrum hat nur Tiefgaragen und Parkdecks mit begrenzter Einfahrtshöhe. Wir durchqueren die Stadt im Schnelldurchlauf. Nur am Picnicpoint, einer Anhöhe, von wo man einen schönen Blick auf die Gebirgszüge der Darling Downs hat, können wir kurz Pause machen.

 

 

Ein mystisches Plätzchen

Dafür finden wir in der Nähe von Ryeford einen fantastischen Platz zum übernachten. Bizarre Eukalyptusbäume säumen die sandige Fläche. Ein kleiner Bach plätschert entlang des großzügig angelegten Platzes. Wir sind die einzigen. Hierher verirrt sich weder europäischer Backpacker, noch australischer Caravanfan. Gesa und Friedrich allein in der Natur. Die untergehende Sonne fächert seltsame Schatten auf die uralten Bäume. Eine mystische Atmosphäre. Hier stellen wir uns aboriginal people, ( wie die politisch korrekte Bezeichnung der Ureinwohner Australiens ist), bei einem Ritualtanz vor.

"Es gibt viele Stämme und 200 bis 300 Sprachen, aber eines ist ihnen gemeinsam: das Land, die Sprachen und die Menschen wurden von Schöpfungswesen geschaffen, die den Menschen das Land anvertrauten. Mit jeder Region und Sprache wurde nach ihrer Vorstellung eine andere Gruppe Menschen betraut. Diese Schöpfungsakte geschahen in der Traumzeit. Der Begriff "Traumzeit" hat nach dem Verständnis der aboriginal people mehrere Bedeutungsebenen. Sie verweist auf lange Vergangenes genauso wie sie eine metaphysische Parallelwelt darstellt. Durch die von Ahnen mündlich überlieferten Rituale und Zeremonien können sie sich in die spirituelle Energie der Schöpfungszeit hineinversetzen. Alle Dinge der Welt sind Teil der Traumzeit. Götter gibt es nicht. Die Geografie steht im Mittelpunkt. Der Einzelne und die Gruppe sind für immer an das Land gebunden, das ihnen vermacht wurde. Die Regenbogenschlange ist Hüterin des in der Wüste so wichtigen Wassers. Ihre Heimat ist der Uluru, von den Kolonialherren Ayers Rock genannt. Das Didgeridoo, das bekannteste Instrument der aboriginal people, steht mit der Regenbogenschlange in Verbindung. Die Töne, die das Blasinstrument erzeugt, sollen die Vibrationen nachempfinden, die die Regenbogenschlange auslöste, als sie bei ihrem Weg aus dem Meer die Landschaft Australiens formte", schreibt Ingo Neumayer.

 

Tweed Heads

Kontrastprogramm: Erst wunderschöne Fahrt über die Tamborine Mountains und dann die Skyline von Surfers Paradise an der Goldcoast. Auf den besonderen Wunsch meines Mannes legen wir hier einen Stop ein. In Tweed Heads finden wir einen schönen Campingplatz. Die Fahrräder kommen zum Einsatz.  Was für ein tolles Fischgeschäft. Fast erleiden wir einen Eiweißschock. Seafoodpasta vom Feinsten.

In Coffs Harbour machen wir nur einen kurzen Stopp. Die Stadt ist geprägt durch Bananenanbau der Region. Hier waren wir vor 10 Jahren, genau wie in Nambucca Heads. Die herrlichen Strände an der Einmündung des Rivers sind etwas Besonderes. Wir stehen am gleichen Aussichtspunkt wie damals, können uns nicht satt sehen und beschließen dennoch weiterzufahren. Wiederholen kann man nichts.

 

Skrupellos in Macksville

Macksville, ein guter Ort für eine Nacht. LKWs donnern die nahgelegene Straße entlang. Obwohl der Platz idyllisch am Nambucca River liegt, schauen wir mal, ob sich besseres im Städtchen findet. Wir suchen eine Weile und entscheiden uns dann doch zum River zurückzukehren. Ein Van mit Anhänger hat sich auf "unseren "Platz gestellt. Es gibt nur drei Stellplätze für Camper. Laut App sei man hier äußerst streng. Wer sich falsch platziert riskiert eine hohe Geldstrafe. Der Vanfahrer ist nicht zu sehen. Seine Söhne spielen mit dem Oldtimergefährt, das auf dem Anhänger steht. Endlich kommt er angeschlappt.  Wir sind voller Hoffnung, dass er das begehrte Fleckchen Erde freigibt. Friedrich sieht auf der Brücke in einiger Entfernung ein großes Wohnmobil heraneilen. Hoffentlich bewegt sich der Vater und fährt seinen Van weg, sonst übernimmt der andere Camper vielleicht "unseren" Stellplatz, der günstig direkt am Fluss mit viel Privatssphäre liegt. Die Kinder sitzen bereits angeschnallt im Auto, doch der Vater kommt nicht in die Puschen. Das gigantische Reisemobil rückt an. Jetzt muss gehandelt werden. Friedrich springt aus dem Auto und erklärt dem verdutzten Paar, dass wir mit dem Vanfahrer abgesprochen hätten, dass er uns seinen Platz überließe. Notlüge. In dem Moment räumt dieser das Feld. Friedrich hechtet auf den Fahrersitz und kurvt unser Mobil auf den heiß umkämpften Platz. Das Motorhome der Extraklasse muss sich neben uns stellen. Sie kapieren erst jetzt, dass wir den viel besseren Standort ergattern konnten. Beleidigt machen sie alle Schotten dicht und wurden nicht mehr gesehen. Wie skrupellos und egoistisch wir sein können.