Von Nong Khai nach Chian Khan

Mit dem Zug geht es weit in den Osten nach Nong Khai am Mekong gelegen. Die Stadt hat Flair. Eine breite Promenade lädt auf einen Spaziergang am ruhig dahin fließenden Mae Khong ein. Nur wenige Kilometer entfernt überspannt die Thai-Lao Friendshipbridge den Fluss. Sie führt in die Hauptstadt von Laos, Vientiane. Seit einiger Zeit gehört Nong Khai zu einem attraktiven Touristenziel. Früher nutzten hauptsächlich Backpacker den Ort als Zwischenstation auf der Reise nach Laos. Die Stadt wirkte verschlafen. Heute gibt es einige Attraktionen wie den Sala Keo Kou, eine Parkanlage mit sensationellen Skulpturen, den Wat Phra Tat, einen 2000 Jahre alten Tempel, Märkte, Kunsthandwerk, französische Architektur und nicht zuletzt die atemberaubende Landschaft am Fluss.

Wir verbringen ein paar Tage in der Stadt in einer kleinen Pension. Der freundliche Gastgeber erklärt sich bereit, unser umfangreiches Gepäck für ein paar Tage aufzubewahren. So können wir eine 4tägige Mopedtour Richtung Nordwesten entlang des Mekongs starten.

Am ersten Tag bringen wir es fertig, die gesamte Strecke bis Chiang Khan, etwa 200km, zu bewältigen. Ohne Zwischenfall. Wenn die vielen Schlaglöcher auf der schmalen Straße nicht wären, hätte die Fahrt etwas Meditatives. Hektik ist hier ein Fremdwort. Anders als auf dem Chao Praya in Bangkok wird der Mekong nicht von Myriaden vollgestopfter Boote durchquert.

Die Mittagspause findet unterwegs in einem kleinen Restaurant statt, das von der Ehefrau des Dorfschullehrers geführt wird. Es gibt Fisch fangfrisch aus dem Fluss.

Chiang Khan

Chiang Khan ist eine angenehme Kleinstadt, sehr romantisch mit vielen Teakhäusern, die zwar nicht mehr die Patina der ursprünglichen alten Holzhäuser aufweisen, dafür modern hergerichtet und für die Ansprüche, der zu Geld gekommenen thailändischen Mittelschicht, akzeptabel sind. In Reiseführern liest man von der fantastischen Atmosphäre im alten Chiang Khan. Das kennen wir nicht. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit den Gegebenheiten zurechtzufinden. Die Stadt wirkt wie ein Freilichtmuseum. Die Preise für ein einfaches Zimmer sind hoch. In Nong Khai zahlen wir umgerechnet 20 Euro für ein großes Zimmer mit Kühlschrank und Bad. Hier muss man doppelt so viel hinblättern.

Wir bummeln auf der Mekong-Promenade und der Flaniermeile im Ort, an der gefühlt hundert Shops und Garküchen allabendlich ihre Waren verkaufen.

Gegrillter Mekong-Barsch in Salzkruste, Hähnchen vom Holzkohlegrill oder doch lieber scharfer Papayasalat. Auf der Speisekarte lockt gebratener Reis mit Gemüse und frischem Basilikum, vielleicht doch lieber kleine frittierte Krebse am Spieß mit Chilisauce. Eine Auswahl zu treffen fällt schwer.

Es gibt unzählige Cafés, in denen sich hippe Studentenpärchen ein Stelldichein geben. Leider ist es schwer, Kontakte zu knüpfen. Jeder ist mit seinem Smartphone beschäftigt. Schlimmer als zuhause.

Ein kleiner Ausflug ins Landesinnere macht uns bewusst, wie arm die Durchschnittsbevölkerung im Isaan ist. Verfallene Hütten, einfach gekleidete Menschen vor ihren Wellblechbehausungen schauen uns freudlos hinterher. Trotz wachsenden Wohlstands klafft auch in Thailand die Wunde der arm gebliebenen Bevölkerung weit auf.

Die Rückfahrt unterbrechen wir auf halber Strecke, um bei Mrs Bouy zu übernachten. Sie führt ein romantisches Resort aus alten Traveller Zeiten, komplett heruntergekommen. Einfache Bambushütten mit Veranden und Hängematten, ein schmales Bett mit Moskitonetz unmittelbar am Mekong gelegen. Genauso hatten wir uns die Unterkunft vorgestellt. Etwas gepflegter hätte es sein dürfen, das Bad ist total verdreckt. Wir ertragen den Zustand der Behausung mit Fassung. Was tut man nicht alles, um das Feeling alter Zeiten heraufzubeschwören.

Ausgerechnet in dieser Nacht wird es sehr kühl und windig. Wir ziehen alle Kleidung an, die wir dabei haben. Eng aneinander gekuschelt verbringen wir die Nacht frierend auf der steinharten Pritsche.

Am nächsten Morgen werden wir mit einem fantastischen Sonnenaufgang über dem Mekong fürstlich entlohnt. Nach einem heißen Kaffee sind die Strapazen der Nacht schnell vergessen.

Zurück in Nong Khai nimmt uns unser Host herzlich in Empfang. Wir dürfen das schönste Zimmer im Gästehaus beziehen und fühlen uns nach einer ausgiebigen Dusche wie daheim.

 

 

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