Von Bangkok über Hua Hin nach Bankrut

Das Centerpoint Hotel bietet ein fantastisches Frühstück. Trotz des fast ausgebuchten Hotels gibt es keine Drängeleien am Buffet, sodass wir einen entspannten Morgen erleben dürfen. Allein die Tatsache, dass wir gestern unsere Klamotten in der Bar vergessen haben, drängt mich dazu, frühzeitig aufzubrechen, um nach den Kleidungsstücken zu fragen.

Der Barkeeper erinnert sich daran, dass zwei Teile liegengeblieben sind. Er verschwindet kurz am anderen Ende des Foodmarkets in einem Büro. Ich laufe ihm hinterher. Ein Security Officer und der Barkeeper kommen nach einigen Minuten aus dem Büro zurück und versichern mir, dass nichts gefunden worden bzw abgegeben wurde. Pech gehabt. Ich ärgere mich über mich selbst. Warum nur haben wir bei tropischen Temperaturen die Jacken mitgeschleppt. Friedrich ist sehr enttäuscht.

Den Tag wollen wir uns dann doch nicht verderben lassen und brechen auf zu einer Tour mit dem Boot in die Khao San Road, die berüchtigte Travellermeile, bekannt aus dem Film "The Beach".  Hier gibt es immer was zu gucken. Herkömmliche Touristen mischen sich mit Alt-Hippies, thailändischen Rockern, einheimischen Filmcrews, die die lokalen Schönheiten zu Werbeikonen machen, abgebrannte Farangs, Bettler, Gaukler, und ältere Leute mit Krücken, die hier früher die Nacht zum Tag gemacht haben.

Da die Boote auf dem Chaopraya kolossal überfüllt sind, beschließen wir mit dem Bus zurück in unser Stadtviertel zu fahren. Leider erwischen wir einen klimatisierten Bus. Durch den täglichen Stau zieht sich die Busfahrt in die Länge. Damit mein empfindlicher Mann sich keine Erkältung holt, improvisieren wir eine Kopfbedeckung.

Nach eineinhalb Stunden Fahrt durch die Stadt, können wir nur kurz ausruhen, uns frisch machen und schon geht es wieder zu Jack`s, denn heute haben wir eine Reservierung im vorderen Bereich mit Blick auf Fluss. Ein wunderschöner Abend mit gutem Wein, interessanten Gesprächen und leckerem Essen macht Lust auf einen Absacker in der Bar, wo gestern die Kleidung liegengeblieben war. Kaum betreten wir die Szenerie, winkt der Barkeeper, verschwindet kurz in der Küche und kommt mit unseren Anziehsachen wieder heraus. Wir fassen es nicht. Ich bin so gerührt, dass die Angestellten sich die Mühe gemacht haben danach im Fundbüro zu suchen. Ich frage den Keeper, ob ich ihn mal drücken darf. Er nickt und lächelt über meine Überschwänglichkeit. Wahrscheinlich fragt er sich, wie ein in seinen Augen reicher Farang so viel Wert auf gar nicht so edle Kleidung legen kann. 

Am nächsten Morgen werden wir pünktlich von dem in Hua Hin bestellten Taxi abgeholt und erreichen nach 3 Stunden Fahrt den Badeort am Golf von Thailand.

Das Hotel vom letzten Aufenthalt war leider ausgebucht. Für eine Nacht habe ich uns eine einfache Unterkunft in der Nähe der vorherigen gebucht. Am späten Nachmittag machen wir einen Spaziergang zum öffentlichen Strandbereich. Abends geht es in ein indisches Lokal. Wir bestellen uns wie immer zu viel, weil die Entscheidung so schwer fällt. Anschließend wollen wir noch ein Glas Wein in einer Bar trinken, die uns das letzte Mal ganz gut gefallen hat, weil der Wein gut geschmeckt hatte. Schon damals fiel uns auf, dass die Bedienung nicht so freundlich war, wie man das sonst von Thailänderinnen kennt. Als wir nach der Getränkekarte fragen, knallt sie uns wortlos die Menükarten auf den Tisch. Wir sehen, dass sie überfordert ist, weil sie den Laden allein schmeißen muss und immer mehr Gäste eintrudeln. 

Wir suchen uns Getränke aus und versuchen ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie ignoriert uns. Friedrich winkt, ich rufe "hello please". Sie zieht es vor Leute zu bedienen, die nach uns gekommen sind. Inzwischen sind 2 weitere Angestellte eingetroffen, die sich wohl verspätet hatten. Nachdem wir 30 Minuten erfolglos um Aufmerksamkeit bitten, steht Friedrich auf, um an der Bar zu bestellen. Der Barkeeper ist genauso unfreundlich, wie die Kellnerin. Friedrich sagt, " komm doch nächstes Mal pünktlich, dann ist auch keiner überfordert". Kritik ist ja in Thailand unerwünscht. Der Mann wirft uns aus dem Lokal. Als ich die Wogen glätten will, schreit uns die Kellnerin an: " leave, leave, leave!"

Erschüttert über eine derartige Entgleisung von Thais, verlassen wir die Bar, um direkt nebenan einzukehren. Hier wird man prompt und freundlich bedient. Dennoch fühlen wir uns, beäugt von den feindseligen Angestellten des unmittelbar daneben liegenden Lokals unwohl. Wir verschwinden aus deren Blickfeld, um einen Kaffee in der netten Cafeteria ein paar Straßen weiter zu trinken. Die quirlige Besitzerin erkennt uns, freut sich, dass wir wieder da sind und schenkt uns zum Abschied eine Anstecknadel an der das Symboltier Thailands, ein Elefant angeheftet ist. Unsere Ehre ist gerettet. 

 

Mit einem bestens ausgestatteten, gepflegten Toyota Jaris Ativ können wir am nächsten Tag Richtung Bankrut starten. Die gesamte Familie der Autovermietung kümmert sich um unser Gepäck, lädt ein, wir haben ein nettes Gespräch, zahlen und fahren schwupps auf die Autobahn der "Heimat" entgegen.

Abends großes Hallo in der Geckobar, als wären wir 1 Jahr weg gewesen. Unsere schwedischen Freunde Ingela und Thomas sowie das Franzosenpärchen Isabelle und David sind schon seit einer Woche da. Wir fallen uns in die Arme. Als dann noch 9 liebe Freunde aus Potsdam die Bar betreten, wird der Abend wieder lang. 

Viele weitere dieser Art folgen. Am 19.02. findet die große Fete bei Susheep statt. Der Onkel von Tum organisiert jedes Jahr ein Riesenspektakel mit mehreren Bands und grandiosen Buffet, ein Charityevent. Das eingenommene Geld wird einem kleinen Dorf hoch in den Bergen an der Grenze zu Myanmar gespendet. Die Kinder hätten sonst keine Möglichkeit Bildung zu erlangen. Michael, bei dem in der Hochsaison ca. 30 Leute Boule spielen, überreicht 50000 Baht (ca. 1400 Euro), die jedes Jahr in der Boulekasse landen (die Verlierer zahlen pro Spiel 50 Baht). Alle sind happy. Zur späten Stunde bringt Susheep die Männer dazu, mit freiem Oberkörper auf der Bühne ihre Tanzkünste zu demonstrieren. Von den Frauen angefeuert werden dicke Bäuche im Rhythmus geschaukelt.

 

Party am Strand bei Neng, Samstagsparty bei Tum, Privatparty bei den Potsdamern, Ingelas Geburtstag, wir kommen aus dem Feiern nicht mehr raus. Zum Glück können wir dank monsunartigen Regenfällen während 2 Tagen mal ausruhen.

Für einen besonderen Ausflug ins Hinterland von Bang Saphan, also gar nicht so weit weg, arrangiere ich einen Minibus bei Bingo. Sein Schwiegervater steht an einem Freitag pünktlich um 17 Uhr vor der Tür. Zu zehnt geht es nach 30 Minuten Fahrt auf kleinen Sträßchen, kurzes Stück Autobahn hinauf in die Hügel.

Ik`s Freundin (Ik ist die Frau von Tum Geckobar) hat dort ein Restaurant eröffnet mit fantastischer Aussicht auf die Bergwelt. Zwei Abende zuvor hatte Ik sich die Mühe gemacht, jedem der Mitstreiter die Speisekarte vorzulegen, sodass wir vorab unser Menü zusammenstellen konnten. Sie gab alles telefonisch an ihre Freundin durch, sodass die Köche vorbereitet waren. Anders hätte es nicht geklappt. Ich, als Organisatorin hatte im Vorfeld einige schlaflose Nächte, da zunächst Regen angekündigt war und später alle von mir verlangten, ich solle das Essen bestellen. Diese Verantwortung konnte ich nicht tragen, da die Geschmäcker und Geldbeutel sehr unterschiedlich sind. Ik hatte mich beruhigt und mir vorgeschlagen, allen die Speisekarte vorab zu präsentieren. Als dann auch noch am Morgen des Freitags keinerlei Regen für abends mehr vorausgesagt wurde, war ich beruhigt. 

Alles klappte bestens, das Essen war vorzüglich, die Aussicht phänomenal, die Stimmung im Minibus gelöst. Friedrich schmetterte wieder seine Julischka auf der Heimfahrt und Ik wurde beim Absacker in der Geckobar von allen geherzt, da sie mitverantwortlich für das gute Gelingen war. 

Seit Anfang März rollt die erste Abreisewelle. Die Potsdamer, Isa und David, Anne und Kevin, etwa 6 deutsche Freunde sind abgereist. Es wird etwas ruhiger, man hat nicht mehr so viel Angst, was zu verpassen. Der eine oder andere Fernsehabend oder gemütliche Zweisamkeit auf der Terrasse sind auch mal ganz nett. Nächste Woche geht es wieder turbulenter zu, Geburtstage, St Patricks Day, der dank unserer irischen Freundin Audrey hier traditionell gefeiert wird, stehen an. 

Die große Hitze hat begonnen. Das Meer ist wieder sauber, keine Monsterwellen mehr. Jetzt genieße ich zwischendurch mal ein wenig Strandleben. Friedrich ist mit dem Auto auf Tour, trinkt bei Ollie und Jeab Kaffee, kauft sich heimlich Süßigkeiten und macht regelmäßig Mittagsschläfchen. Spätnachmittags nach meinem Strandspaziergang gibt es Mango-Smoothie in der Ban Jai Cafeteria in den Kokoswäldern.

Vor unserer Terrasse hinter einer Mauer steht ein mächtiger Baum mit ausladender Krone. Hier tummeln sich unzählige Grauhörnchen. Im Moment, während ich diese Zeilen schreibe, säugt eine Grauhörnchen Mutter ihre zwei fast erwachsenen Grauhörnchenkinder in meiner unmittelbaren Nähe. 

Nur die angespannte, weltpolitische Lage erinnert uns daran, dass es kein Paradies gibt.

 

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