Reise nach Hoi An Teil 3

Mit einem Golftrolleybus lassen wir uns am nächsten Tag zum Terrakottapark im Töpferdorf Thanh Ha fahren. Das Töpferhandwerk ist hier seit 500 Jahren Tradition. Wir staunen über die Miniaturen vieler weltbekannter Gebäude bzw. Bauwerke. Im angegliederten Museum gibt es Tonskulpturen, Reliefs und Gemälde zu bestaunen. Manche Besucher buchen einen Töpferkurs, um das alte Handwerk selbst auszuprobieren.

Der Fahrer wartet auf uns und bringt uns anschließend an den 7 Kilometer entfernten Strand von Hoi An. Endlich sehen wir die Reisfelder wieder, die sich vor Jahren unmittelbar an die Altstadt anschlossen.

 Damals hatte uns Herr Phuong, ein etwa 60 Jahre alter Vietnamese aus Hoi An vor unserem Hotel angesprochen, ob er uns in sein Dorf führen solle, um uns den vietnamesischen Alltag näher zu bringen. 12 Dollar sollte die Tour kosten. Das war in Vietnam vor 15 Jahren sehr viel Geld.

Wir vermuteten zunächst Betrug und wollten ablehnen. Offiziell buchen konnte man damals solche Touren nicht. Dann entschlossen wir uns doch, das Angebot anzunehmen. Zusammen mit einem Paar aus der Schweiz verbrachten wir einen wunderbaren Nachmittag mit Herrn Phuong.

Er führte uns durch sein Dorf, dass wir zu Fuß erreichen konnten, stellte uns seinen Nachbarn vor, die uns zum Tee einluden. Herr Phuong erteilte uns eine Lehrstunde über den Krieg in den 60ger bis 70ger Jahren. Er führte uns in sein Haus, ließ uns am Tisch in der Mitte des Raumes Platz nehmen und entwarf eine Karte von Vietnam, auf der er die Kriegsparteien aufmalte und über das unsägliche Leid der Bevölkerung sprach.

Auch seine Familie wurde durch die politische Spaltung getrennt. Am Ende fragten wir ihn, ob er auch interessierten Amerikanern diese Tour angeboten hätte, den damaligen Feinden. "Ja, selbstverständlich", sagte er mit einem Lächeln. "Wir haben verziehen und die neuen Generationen müssen doch wissen, was geschehen ist, aus unserer Sicht". Wir sind beeindruckt.

Dieser Ausflug vor 15 Jahren ist uns heute noch deutlich in Erinnerung. Wir hoffen sehr, dass der Tourismus Herrn Phuong Wohlstand gebracht hat. Das Dorf ist verschwunden. Wir finden weder unser damaliges Hotel, noch die Szenerie von damals wieder. 

Aber immerhin den Strand. Auch hier gab es 2010 noch keine Ansiedlung. Jetzt fahren wir durch einen touristischen Strandort, der noch ruhig auf mehr Besucher wartet. Im Internet hatte ich von einem Café mit toller Aussicht gelesen. Die Bilder haben nicht gelogen, ein wunderschöner Platz mit Blick auf das Meer, dass sich genau wie in Bankrut immer mehr Land zurückholt. 

Am späten Nachmittag gesellen wir uns wieder unter das Touristenvolk und erleben einen weiteren, geräuschvollen dennoch bezaubernden Abend im Lichterglanz der Laternen....mal nicht beim Vietnamesen, sondern beim Spanier. Spät am Abend noch ein oder zwei, nein sogar drei Absacker in der Kneipe neben unserem Hotel. Morgen soll es regnen, da können wir ausschlafen.

Wir verbringen einen faulen Vormittag im Hotel und beschließen unseren Aufenthalt abzubrechen. Die nächsten zwei Tage ist Dauerregen angesagt. Darauf haben wir keine Lust. Kurzerhand wird das Flugticket umgebucht und in Bangkok unser geliebtes Centerpoint Hotel gebucht. 

Ein Taxi bringt uns zum Flughafen. Friedrich muss wieder über eine Stunde auf engstem Raum verbringen, schafft er inzwischen besser, als gedacht. In Bangkok geht es mit dem Taxi direkt ins Hotel. Zum Glück kommen wir am frühen Nachmittag an, da halten sich die Staus noch in Grenzen. Da wir auf dem alten Dong Muang Flughafen gelandet waren, werde ich ganz wehmütig, als wir an unserem ehemaligen Crewhotel vorbeifahren. Vor 40 Jahren bin ich diese Strecke das erste Mal gefahren, unzählige Male seit dieser Zeit.

Im Centerpoint ist die Hölle los. Wir müssen lange warten, bis wir einchecken können. Dafür werden wir belohnt. Wir bekommen ein upgrade und landen in einer Zweizimmersuite mit Küche, Balkon und fantastischem Blick über die Stadt. Schnell auspacken, frisch machen und dann nichts wie los zu Jack`s Bar. 

Wir verbringen einen lustigen Abend mit einem australischen Paar. Bei Jack`s lernt man immer Leute kennen, auch wenn wir direkt am Eingang sitzen müssen. Wie schön, dass es noch Plätze auf der Welt gibt, wo alle gleich behandelt werden. Die Bar ist brechend voll. Ständig kommen neue Leute, manche schick gekleidet aus den umliegenden Luxushotels. Diejenigen, die nicht reserviert haben, versuchen mit Backschisch an ein Plätzchen zu gelangen. Das funktioniert zum Glück nicht. Sie alle müssen vor dem Eingang auf Ministühlen warten, bis wieder was frei wird. Da hocken die edel gekleideten Damen mit ihren arrogant dreinblickenden Männern von Welt ganz schön "bedrüppelt" in Warteposition. Selbstverständlich sorgen Jacks Angestellte für Getränke. Andere machen aus der Not eine Tugend.  Man kommt ins Gespräch und so mancher legt gar keinen Wert mehr auf einen Platz mit Flussblick.

In der Bar gegenüber dem Shangrila Hotel ertönt heute Livemusik. Wir verweilen noch ein bisschen, bis wir in unser schönes Apartment zurückkehren.

Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass wir unsere Pullover bzw. Jäckchen in der letzten Bar vergessen haben. In Bangkok herrschen abends immer noch 27 Grad. Hätten wir eigentlich wissen müssen, aber in Hoi An hatten wir jeden Abend was zum Überziehen gebraucht und aus lauter Gewohnheit die Jacken mitgenommen. Ausgerechnet mein Lieblingsjäckchen und Friedrich heißgeliebter heller Pullover.  Hoffentlich hat einer der Angestellten unsere Sachen gefunden und sichergestellt

 

 

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