3. Ausflüge rund um Kamilari bis in die Weinregion bei Heraklion

Wir legen einen Ruhetag ein, obwohl das Wetter sehr schön ist. Putzen, Waschen, Blog schreiben, kochen. Friedrich hängt am Tablet und lässt sich von mir ein hochinteressantes Buch runterladen, das uns der Wirt Kostas in Sivas zur Ansicht gegeben hatte. Ausleihen durften wir es nicht.

 

Kamilari hat knapp 400 Einwohner und liegt auf drei Hügeln oberhalb der Messara Ebene. Die Leute leben hauptsächlich vom Tourismus. Es gibt 9 Tavernen, zwei Bars, 3 Cafés und ein typischen Kafenion, also genügend Auswahl. Man trifft fast ausschließlich deutsche Touristen an.

 

Ein großer Teil der an Touristen vermieteten Häuser gehören zur Luxuskategorie, mit Pool und mehreren Schlafzimmern. Dementsprechend wohlhabend ist das Publikum. Etliche ehemalige Gäste haben sich hier häuslich niedergelassen und die alte Heimat gegen griechisches Dorfleben eingetauscht. Abends bei Markos im Kafenion werden die Problemchen, die der Hausbesitz mit sich bringt untereinander ausgetauscht. Wir lauschen gespannt und erfahren einiges über die Komplikationen, die so manchen gutgläubigen Eigentümer belasten.

Unsere Terrasse ist nach Süden ausgerichtet. Blickt man gen Westen, eröffnet sich die langgestreckte Messara Bucht, die vom Kap Lithino bei Matala bis Kap Melissa westlich von Agia Galini reicht. Leider weht fast immer eine steife Brise. Darum haben wir den schönen Freisitz bisher wenig genießen können. Erst seit ein paar Tagen ist es abends warm genug und der Wind hat aufgehört uns kalt ins Gesicht zu blasen. Endlich das nächtliche Kamilari von der Terrasse aus zu bewundern, macht uns glücklich.

 

Auf dem Weg nach Mires, der größten Stadt der Messara Ebene fahren wir immer wieder an Phaistos vorbei. Busladungen von Touristen ergießen sich jeden Tag über die Ausgrabungsstätte. Schade, dass die Minoer nicht erfahren, dass ihre Kultur noch über 3000 Jahre nach ihrem Untergang von großem Interesse ist. Nach der Mythologie soll hier König Minos, der Sohn Zeus und der phönizischen Prinzessin Europa, geherrscht haben. Er war der erste König Kretas. Die minoische Kultur blühte 1900-1700 v. Chr. auf. In Phaistos entstand ein Palast, der eine ähnlich hohe Bedeutung erlangte wie Knossos bei Heraklion. Durch Brände, Erdbeben und Kriegshandlungen mit den Achaiern wurde er zerstört und nicht wieder aufgebaut. Historiker sind sich nicht sicher, ob Naturkatastrophen oder Kriege zum Ende der minoischen Hochkultur führten.

 

Die Natur auf dem Weg in das Hinterland von Mires ist wunderschön. Grün leuchten die Eichenwälder nahe der Rouvasschlucht. Das Dorf Zaros hat eine Attraktion zu bieten. Ein grünblau schimmernder Votamos See etwa 2km vom Ortskern entfernt, lockt Einheimische wie Besucher mit Forellen-und Lachsforellenzucht. 6 Busse stehen auf dem Parkplatz. Wir ahnen Übles. 300 Schulkinder toben am Ufer und genießen ihren Wandertag. Den gönnen wir ihnen von Herzen und hauen wieder ab.

 

 

Über Serpentinen geht es weiter hinauf zu einem anderen See, der von einer Vielzahl Quellen dieser Gegend gespeist wird. Die Taverne ist geschlossen. Wir beschließen Richtung Heimat zu fahren und im Strandort Kalamaki einen Frappé zu trinken. Später machen wir uns auf, um dem vielgepriesenen Tee-und Kräuterladen Botano oberhalb von Sivas einen Besuch abzustatten.

 

Der Duft getrockneter Kräuter empfängt uns am Eingang. Unter der Pergola über der Terrasse baumeln zahllose Chiliketten. Wir werden freundlich empfangen und können uns an der Vielzahl an Kräutern, Gewürzen und Tees, handgemachten Seifen und getrockneten Früchten nicht sattsehen und nur schwer entscheiden, was wir einkaufen.

 

 

Heute muss es endlich mal nach Matala gehen. Der überfüllte Parkplatz und die zahlreichen wild parkenden Fahrzeuge am Straßenrand, sowie zahlreiche große Busse vor den Toren des damaligen Fischerortes hatten uns bisher davon abgehalten, das ehemalige Paradies der Hippies anzuschauen.

 

Hier soll Zeus in Stiergestalt mit der gestohlenen Prinzessin Europa an Land gegangen sein. Ein paar seiner Nachkömmlinge scheinen sich hier noch rumzutreiben oder sind es doch nur die Aussteiger, die vor 50 Jahren hängengeblieben sind?

 

 

Wir zahlen eine Parkgebühr und wandern durch das Örtchen. Wider Erwarten gefällt uns Matala.

 

Es gibt jede Menge Souvenir-, Klamotten-, Schmuck- und Kunstgewerbeläden, umzählige Tavernen, Bars und Cafés, dazwischen Minimärkte und Postkartenständer. Trotzdem springt der Funke über. Der Ort hat natürlich weder mit dem Fischerdorf von einst, noch mit der alternativen Kultur von damals noch etwas zu tun. Aber man hat sich Mühe gegeben, den Geist von damals nicht durch Bettenburgen und gesichtslose Lokale zu ruinieren. Wir lassen uns nieder mit Blick auf die von den Freaks in vergangener Zeit bewohnten Höhlen und haben riesigen Spaß daran, die vorbeischlendernden, fotografierenden Leute zu beobachten.

In Kalamaki gehen wir Fisch essen. Leider inzwischen kein billiges Vergnügen mehr in Griechenland. Der Zackenbarsch war zwar ganz gut, aber für 65 Euro das Kilo seinen Preis doch nicht wert. Was solls, nächstes Mal wieder Oktopus, schmeckt mir sogar noch besser.

Ein längerer Ausflug steht auf dem Programm. Vor 6 Jahren, als wir das letzte Mal auf Kreta waren, hatte uns bereits der im Süden gelegene Urlaubsort Plakias interessiert, eine halbe Stunde von Rethymnon entfernt. Wohnblöcke und Appartmentanlagen sorgen dafür, dass die steigende Anzahl der Besucher Unterkünfte findet. Ein langer, breiter Sandstrand lädt zum Verweilen ein. Die Beachbars und Restaurants vermieten Liegen und Sonnenschirme. Schöner als der Ort selbst ist die Fahrt dorthin.

 

Die Kourtaliotiko Schlucht auf dem Hinweg beindrucket uns ebenso wie die Kotsifou Schlucht, die wir auf dem Rückweg durchqueren. Riesige Canyonwände mit Höhlen und Löchern bauen sich vor uns auf. Weiter führt uns der Weg durch kleine und größere Bergdörfer wie Spili, wo etliche Tavernen zum essen einladen. Leider entgeht uns der Preveli Palmenstrand, den man über 500 Stufen, die in die Felsen geschlagen wurden, erreichen kann. Das Boot, dass täglich von Plakias zu diesem Traumstrand führt, ist schon weg. Wir kommen mal wieder, wenn wir beide ohne Schmerzen laufen können.

 

An der traumhaften Landschaft, die wir durchqueren, können wir uns nicht sattsehen. Mal erheben sich baumlose, felsige Bergwände vor uns, dann wieder bewundern wir sattgrüne Olivenhaine, knallgelb blühende Macchiasträucher, in allen Farben florierende Oleanderbüsche, Engelstrompeten am Wegesrand. Der viele Regen im Mai hat der Natur gut getan.

Abends lernen wir im Kafenion bei Markos ein seit kurzem hierher ausgewandertes deutsches Paar kennen und erfahren, dass der Einbau einer Wärmpepumpe auf Kreta nur einen Bruchteil von dem kostet, was in Deutschland dafür berappt werden muss. Handwerker sind auch einfacher zu finden. Allerdings muss man jemanden kennen, der einen kennt, dessen Schwager, Cousin oder Vater Beziehungen hat. Das gilt auch für alle anderen Unterfangen, die ein Hauskauf in Griechenland so mit sich bringt.

 

Später gesellt sich ein Urlauberpaar an den Nachbartisch. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass die beiden aus Landau in der Pfalz kommen und ihre Freunde bei uns in Dürkheim in der Obergasse wohnen. Wir kennen unsere fast Nachbarn zwar (noch) nicht, stellen aber wieder einmal fest, wie klein die Welt ist.

 

Auf Wein müssen wir auf Kreta, anders als in Thailand, nicht verzichten. Im Supermarkt stehen wir immer wieder überfordert vor den Regalen. Die Hausweine in den Tavernen sind zwar trinkbar, aber wir sind überzeugt, da gibt es Besseres.

 

Nur 15km südlich von Heraklion liegt das Weinanbaugebiet Archanes. Mit 500 Hektar gehört Archanes zu den größten Weinanbaugebieten auf der Insel. Früher galt Masse statt Klasse. Wie in Deutschland besann man sich in den 90ger Jahren darauf, höhere Qualität anzustreben. Die meisten Weingüter kann man nur durch Buchen einer Tour mit Führung besuchen. Ich finde im Internet ein Weingut, das Verkostungen ohne vorherige Reservierung anbietet. Über die Autobahn gelangen wir in nur 40 Minuten in das Dorf Venerato. Mitten im Dorf steht ein modernes Gebäude, die Vinothek des Weingutes Idaia. Eine junge Dame begrüßt uns und gegen Gebühr dürfen wir Weine probieren. Sie fragt uns nach unserem Weingeschmack und sucht für uns 2 Weißweine und 2 Rotweine heraus, die sie uns vorstellen möchte. Zunächst erklärt sie uns, dass es das Weingut erst seit 1998 gibt.

Ein kleines Familienunternehmen, das es geschafft hat, seine Weine über die Insel, das Land und den Kontinent hinaus bekannt zu machen. Der Name des Weingutes Idaia wurde nicht willkürlich gewählt. Früher nannte man die Insel nicht Kreta, sondern Idaia, nach der Ehefrau des Zeus.

Knapp über 100000 Flaschen werden produziert, wovon 35% ins Ausland, selbst in die USA exportiert werden.

 

Wir verkosten einen mineralischen, frisch schmeckenden Weißwein der Sorte Thrapsathiri, die fast ausschließlich auf Kreta vorkommt, einen Malvasia, der uns an Gewürztraminer erinnert und zwei ganz unterschiedliche Rotweine. Einen Kotsifali, einen Mandilari und am Ende kredenzt sie uns noch den Signature Wein des Unternehmens, ein Cuvee aus den vorgenannten, uns vollkommen unbekannten Sorten. Alle 5 Weine begeistern uns und wir schlagen zu. Natürliche nur wenige Flaschen. In Deutschland gibt es einen Händler, der die Idaia Weine vertreibt. Das beruhigt.

 Nachmittags erwischen wir fast immer einen Parkplatz im Dorf, der nicht weit von unserem Apartment liegt. Den wollen wir abends nicht aufgeben, denn sonst müssten wir weit außerhalb parken. Die Dorftavernen erreichen wir zum Glück alle fußläufig.

Abends schafft Friedrich sogar den steilen Berg hinunter in die Kelari Taverne zu kraxeln.

Bei dem deutschsprechenden Wirt, der halb Grieche halb Belgier ist, essen wir Muscheln, Schweinefleisch in Honig und Weißwein gegart und Lammeintopf.

 

 

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