Ärger in Bangkok

Eine gefühlte Ewigkeit waren wir nicht mehr in Bangkok. Der Flieger landet, wir sind aufgeregt. Uns ist klar, dass sich vieles verändert hat. Hoffentlich erkennen wir die Stadt überhaupt noch wieder.


Der Airportexpress bringt uns schnell in die Innenstadt. Für die letzten Kilometer bis zum Hotel muss ein Taxi gefunden werden. Gar nicht so leicht. Todmüde stehen wir am Straßenrand und können nicht fassen, dass uns niemand chauffieren möchte. Die Taxifahrer wollen sich nicht für wenige Baht in den allabendlichen Stau begeben. Schließlich finden wir einen Fahrer, der für extra money bereit ist, sich in den kriechenden Verkehr einzureihen. Für 3 Kilometer brauchen wir 45 Minuten. Wir sind erschöpft, der Taxifahrer genervt.

In Thailand herrscht bekanntlich Linksverkehr. In einer Seitengasse stoppt er links am Straßenrand. Das Hotel befindet sich auf der gegenüber liegenden Seite. Er fragt uns, ob wir hier aussteigen möchten oder ob er wenden solle, was bei dem Verkehr einige Zeit in Anspruch genommen hätte.


»Ja natürlich. Das ist ok für uns,« beeilen wir uns zu beteuern. Wir können es kaum erwarten endlich anzukommen.

Voller Vorfreude auf den Abend reißt Friedrich, der vorn sitzt die Beifahrertür auf. Rums! Ein Mopedfahrer, der genau in diesem Moment links an dem haltenden Taxi vorbeifahren will, bekommt die Tür vor die Nase geknallt, verliert die Kontrolle und stürzt samt Soziusfahrerin auf den Bürgersteig. Wir sind geschockt! Ist er verletzt? Muss er ins Krankenhaus? Wie soll ein Krankenwagen hierher gelangen bei dem Stau? Tausend Gedanken rasen mir durch den Kopf.

Zum Glück steht der junge Mann schnell wieder auf den Beinen, hebt das Moped auf und will Friedrich vor Zorn an die Wäsche. Mein Mann entschuldigt sich unaufhörlich. Ich bin inzwischen ausgestiegen und versuche, die Situation zu entspannen, indem ich mich um die junge Beifahrerin kümmere, die sich den schmerzenden Knöchel massiert. Es stellt sich heraus, dass beide unverletzt geblieben sind. Voller Wut fordert der Mann finanzielle Wiedergutmachung. Eigentlich war der Mopedfahrer selbst Schuld.

Auch in Thailand ist es verboten, links an haltenden Autos vorbeizufahren. Die Schramme am Moped ist nicht der Rede wert. Dennoch ziehen wir mehrere 1000 Baht Scheine aus der Tasche. Als der Taxifahrer unsere Bereitschaft zu zahlen wahrnimmt, entdeckt er plötzlich jede Menge Kratzer an seiner Autotür.

Wir finden ihn mit einer kleineren Summe ab, damit er Ruhe gibt. Egal wie die Rechtslage objektiv zu beurteilen wäre, der Ausländer hat in Thailand fast immer Schuld. Thais gehen davon aus, dass es keinen Unfall gegeben hätte, wenn der Farang (so werden westliche Ausländer genannt) zuhause geblieben wäre.

Erschöpft und immer noch geschockt sowie leicht verärgert über dieses erste Erlebnis in Bangkok checken wir im Hotel ein. Ich habe gar keine Lust mehr raus zu gehen. Friedrich schafft es, mich zu überreden, das Nachtleben einer ersten Prüfung zu unterziehen. In der nächstgelegenen Kneipe wollen sie uns ein Vermögen für 2 Bier abnehmen, von der berühmten thailändischen Freundlichkeit keine Spur. Hat Bangkok sich so verändert oder spiegeln sich unsere ernsten Mienen im Gesicht der Bedienung?

Am nächsten Tag empfängt man uns fröhlich im Frühstücksraum des Hotels. Wir haben wider Erwarten gut geschlafen, sind entspannt und freuen uns nach dem unglücklichen Start darauf die Stadt neu zu entdecken.

 

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