Anreise Teil 2

Im viel zu kleinen Frühstücksraum wuseln gefühlt 200 Leute umher. Für ein 4 Sterne Hotel ist die Frühstückssituation blamabel. Wir wandern 2 mal durch das gesamte Restaurant, ohne einen freien Tisch zu finden. Überall wird gedrängelt und geschubst, ständig kommen neue Gäste und nur wenige verlassen ihre Plätze, wenn sie fertig sind.

An wenigen unbesetzten Tischen türmt sich das Geschirr, beladen mit Resten der Speisen. In arabischen Ländern ist es unhöflich, den Teller leer zu essen. Sie hätten sich dennoch nicht tonnenweise Lebensmittel auffüllen müssen, die nun weggeworfen werden müssen.

Die Atmosphäre ist unerträglich geräuschvoll, Kinder rennen balgend umher, Babies schreien, tief verschleierte Frauen werden der Situation nicht Herr. Männer in langen, weißen Gewändern telefonieren ungeniert laut, dass wir unser eigenes Wort nicht verstehen. Eine mitleidsvolle Angestellte räumt uns schließlich einen Tisch leer. Es wird ein kurzes Mahl. Hauptsache, der Kaffee fließt in Strömen, nach der durchwachten Nacht. 

Zurück auf dem Zimmer stellen wir fest, dass obwohl unser Zimmerkärtchen beim Verlassen des Raumes den Strom kappen soll, die Klimaanlage schon wieder für sibirische Temperaturen sorgt. Sie ist so eingestellt, dass sie sofort anspringt, wenn man die Tür von außen zumacht. Verkehrte Welt. Hier können wir uns nicht aufhalten. Trotz bleierner Müdigkeit bestellen wir uns beim Concierge ein Taxi, um wenigstens den Souq Waqif in Doha kennenzulernen. Draußen herrschen angenehme 20 Grad, nur der Wind bläst uns kalt um die Ohren.

Der Markt wurde schon vor mindestens einem Jahrhundert für Handel und Austausch von Nachrichten gegründet. Beduinen kamen, um ihre Waren und Tiere anzubieten. Ein großes Handelszentrum entstand, wo auch Wissen ausgetauscht wurde. Mit dem Wohlstandsboom der 1990er Jahre verfiel der Markt und wurde 2003 durch einen Brand zerstört. Zwischen 2006 und 2008 besann man sich, die architektonische und historische Identität des Souks zu bewahren und begann mit der Restaurierung. 

Insgesamt wirkt der Markt wie ein Anachronismus vor dem Hintergrund der dramatisch modernisierten Skyline von Doha. 

Wir wandern so weit die Füße Friedrich tragen, müssen uns aber wegen seiner Erkältung vor dem strengen Wind in Acht nehmen. Dadurch können wir nur einen kleinen Teil des Marktes erleben. Gern hätten wir noch die Gewürzecke oder Falken angeschaut. Falknerei ist ein traditioneller Sport in Qatar. Hier soll es einen Falken Souk geben, wo man die majestätischen Vögel aus der Nähe bewundern kann. Wir schaffen es nur bis zur Haustierverkaufsecke. Eingepfercht in viel zu enge Käfige, fristen sie ihr Dasein. In einem netten Café wird ein Platz frei. In aller Ruhe können wir nun dem Treiben bei Fruchtsaft und wunderbar heißem Tee dem Treiben zuschauen. 

Der Taxifahrer aus Pakistan klagt uns während der Rückfahrt sein Leid. Er verdient zu wenig, um seine Familie durchzubringen. Ob wir ihm nicht helfen könnten, nach Deutschland auszuwandern. Nein, können wir nicht. Wahrscheinlich hatte er es auch nur auf ein anständiges Trinkgeld angelegt. Das bekommt er. Taxifahren in Qatar ist sehr günstig. 

Am frühen Abend besuchen wir eines der 8 Restaurants in unserem Hotel, einen Inder. Es herrscht völlige Ruhe, kaum Gäste wegen der frühen Uhrzeit und zum Glück gemäßigte Temperaturen. Wir speisen genüsslich Tandoori Chicken, scharfe Linsen, ein weiteres interessant gewürztes Gericht aus Huhn und Gemüse und Garlic Naan darf auch nicht fehlen. Da unser Hotel eine Alkohollizenz hat, gibt es ein kühles Bier dazu. Die Bar, die wir bereits in Augenschein genommen hatten, lassen wir aus. zu müde und in der Nacht um 03:30 klingelt der Wecker. Unser Flug geht um 9 Uhr vormittags.

Pünktlich um 5 Uhr bringt uns der Bus zurück zum Airport. Einchecken geht schnell und dann ab in die Lounge. Vorher natürlich Passkontrolle. Genau wie in Frankfurt ist alles automatisiert. Man hält die Datenseite seines Passes in einen Scanner. Die Tür geht auf, jetzt kommt das automatisierte Fotoshooting. Die zweite Tür geht auf. Das klappt bei allen. Nur nicht bei Friedrich. Er hat nicht mitbekommen, dass das Foto bereits gemacht war und die Tür kurz aufging. Wenn man nicht reagiert, schließt sie sich wieder. Da steht er nun wie ein Pferd in der Box. Es geht weder raus noch rein.

Keiner  hilft. Der Typ wenige Meter entfernt, der die Bordkarten kurz ansieht, interessiert sich nicht für uns. Eine Putzfrau, keiner lebendigen Sprache mächtig, bemüht sich jemanden zu finden, was gar nicht ihre Aufgabe wäre. Wollen die Friedrich hier übernachten lassen? Ich werde nervös. Es gibt keinen Angestellten weit und breit, der helfen könnte.

Friedrich ist kurz davor um Hilfe zu schreien. Irgendwann bemüht der Bordkartenkontrolleur seinen faulen Hintern, lässt Friedrich aus der Box und deutet auf die lange Reihe Wartender etwas entfernt, die einem Beamten aus Fleisch und Blut ihre Pässe zeigen dürfen. Mein Mann will sich nicht anstellten, er hätte ja schon genug Zeit verplempert.

Leider hat er keine andere Chance. Ein netter englischsprachiger Herr lässt ihm den Vortritt. Glücklich vereint marschieren wir zur viel gerühmten Al Mourjan Business Lounge. Hier werden am frühen Morgen schon reichlich Champagner, Wein und harte Drinks konsumiert. Die meisten Leute haben ein anderes Zeitgefühl. Die wenigsten Gäste steigen in Doha zu. Aus aller Herren Länder warten Passagiere im Transit auf ihre Weiterflüge auf alle Kontinente der Welt. Es gibt nur ein schmal bestücktes Buffet. Man muss die meisten Gerichte beim Kellner bestellen. Wir haben kaum Hunger. An Bord gibt es ja wieder diverse Leckereien. 

Als der Typ neben uns seinen dritten Schampus bestellt, kann ich auch nicht widerstehen. Friedrich schüttelt nur mit dem Kopf. An Bord erwartet uns die berühmte Q-Suite, durch die Qatar Airways angeblich zur besten Airline der Welt gekürt wurde.

Das Platzangebot ist wirklich überwältigend. Wir sitzen mit Rücken zur Flugrichtung und können die Sitze zu einem bequemen Doppelbett ausfahren. Jeder hat einen überdimensionierten Bildschirm vor sich. Das beste allerdings ist die Freundlichkeit des thailändischen Stewarts. Er kümmert sich rührend um uns und andere Passagiere. Man kann wählen, wann man essen möchte und er ist stets an unserer Seite, wenn wir ihn brauchen.

Nach dem Essen schließen wir die Türen der Suite und haben eine ungestörte Privatsphäre. Da gelingt es sogar ein wenig zu schlafen. 6 Stunden vergehen wie im Flug. Ich oute mich als ehemalige Kollegin bei unserem Stewart. Er ist entzückt, wackelt ein bisschen mit dem Hintern, um seine Freude zu zeigen, als ich verspreche Herrn Aekachai eine positive Bewertung mit Namensnennung zu schreiben. Das kommt auch heute noch gut bei den Vorgesetzten an.

In Bangkok werden wir am neuen Terminal rausgelassen. Suvarnabhumi ist schon wieder gewachsen Ein Skytrain bringt uns zur altbekannten Immigration. Friedrich kommt problemlos durch und unterlässt es zum Glück mit dem Beamten zu scherzen. Das mögen die nicht.

In der Arrival Halle sind wir wie zuhause. Friedrich lässt sich auf einer Bank nieder, ich marschiere ca. 1500 m in den Untergrund, wo die Firma "Super-rich" ein Wechselstübchen hat. Diesmal haben wir viel Bargeld mitgebracht, weil die Banken bzw Automaten so hohe Gebühren verlangen. Danach schaue ich, ob der Shuttlebus unseres Hotels noch da ist. Nein, er ist bereits abgefahren. Wir müssten eine Stunde warten. Das wollen wir nicht.

Ich besorge ein großes Taxi, wegen des vielen Gepäcks und ab geht die Post ins nahe gelegene Hotel. Die Innenstadt sparen wir uns für spätere Zeiten. Morgen holt uns die Autovermietung aus Hua Hin vom Hotel ab, um uns direkt zu sich ins Office zu fahren. Das habe ich alles vorher so arrangiert und es hat perfekt geklappt. Das erste Chang Bier im Garten des Hotels, abends um 10 Uhr Ortszeit lässt Heimatgefühle aufkommen. Nur der kalte Wind aus Doha weht auch hier. Ganz ungewöhnlich für Bangkok. Noch ein Bier auf unserem Balkon, welches wir schnell bei 7/11, den 24 Stunden Läden gekauft haben und dqnn zufrieden ins Bett.

 

 

 

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