Reise nach Hoi An Teil 1

Wir starten morgens um 8 Uhr und bringen das ungeliebte Fahrzeug zurück nach Hua Hin. Neben dem Shop der Autovermietung gibt es eine Kaffeebar. passt gut, denn wir müssen noch mindestens eine halbe Stunde auf das gebuchte Taxi nach Bangkok warten. Die Dame, die unser Auto entgegennimmt, braucht unglaublich lange, um das Fahrzeug auf Schäden zu prüfen. Wir sind beunruhigt, denn die Karre hatten wir verschrammt, verkratzt und voller Steinschlagschäden übernommen. Hoffentlich wollen sie uns jetzt nicht dafür verantwortlich machen. Ich habe zwar etliche Fotos bei der Übernahme gemacht, aber das hilft in Thailand nicht immer. Ärger können wir überhaupt nicht gebrauchen. Endlich steigt sie aus und versichert, es wäre alles in Ordnung.

Das Taxi bringt uns wohlbehalten in das vorab gebuchte Hotel in der Nähe des Suvarnabhumi Flughafens in Bangkok. Das Zimmer ist geräumig, ein kleiner Balkon vorhanden, alles vorbildlich sauber. Wir konnten zwar für den nächsten Morgen das Frühstück buchen, aber ein Restaurant gibt es nicht im Hotel. Also bestellen wir uns kurzerhand per Bolt-App ein neues Taxi, welches uns für kleines Geld in den 12km entfernten Flughafenstadtteil Ladkrabang bringt. Hier haben wir uns einen Inder ausgesucht, bei dem wir fantastisch speisen. Anschließend spazieren wir über einen Food-Markt und stellen fest, das dieser Stadtteil selbst für einen ganzen Tag Aufenthalt lohnen würde. 

Das Frühstück bietet eine große Auswahl, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Wir können kaum glauben, wie sehr hauptsächlich Asiaten vom Smartphone abhängig sind. Eine junge Frau mit Sonnenbrille (wohlgemerkt nicht auf der Terrasse, sondern im Speisesaal) schreitet mit gesenktem Blick auf das Telefon zum Buffet. Sie nimmt einen Teller in die andere Hand und versucht sich Speisen aufzufüllen, ohne das Smartphone aus der Hand zu legen. Das kann nicht gelingen. Es fällt zu Boden. Wir beide aus der analogen Zeit können nur mit dem Kopf schütteln. 

Ein europäisch aussehender Jüngling rennt ungelogen 20mal auf und ab, kann sich nicht entscheiden, was er essen möchte. Crazy people. Ich entscheide mich für gebratenen Reis, Gemüse, Obst und ein kleines Croissant. Friedrich futtert Rührei, Bacon, Würstchen und einige süße Teilchen. Der Kaffee ist fantastisch. In vielen Hotels gibt es jetzt Kaffeeautomaten, die den Kaffee frisch mahlen und eine große Auswahl von Americano bis Latte Macchiato anbieten. 

Der Hotelshuttlebus bringt uns in 15 Minuten zum Flughafen. Wir fliegen mit Vietjet, einer vietnamesischen Billigflugairline, vergleichbar mit Ryan Air. Von Bekannten in Bankrut hatten wir gehört, dass bei dieser Airline oft alles schief läuft: stundenlange Verspätung, verlorenes Gepäck, keine Infos oder Hilfestellung. Da hatten wir bereits gebucht. Beim einchecken gibt es keinerlei Probleme. Als wir uns mit den hunderten anderen Reisenden, die alle den gleichen Securitybereich durchlaufen müssen Richtung "Departures" begeben wollen, kommt ein Flughafenangestellter auf uns zu. Er bietet an, den "Fast Check" für VIP's, Business und Firstclass Passagiere und Behinderte zu benutzen. Letzteres trifft ja auf den mit Krücken ausgerüsteten Friedrich zu. 

Man hatte ihm auch einen Rollstuhl angeboten. Ich lehne das immer vehement ab, weil er laufen soll. Die viele Sitzerei im Taxi gestern und gleich im beengten Flieger, dann wieder Taxi ist nix für Thrombosegefährdete. Also schüttelt er brav den Kopf, wenn sie ihn sitzend befördern wollen. Diesmal ist er jedoch sehr herausgefordert, denn normalerweise findet man nach dem Securitybereich schnell ein Restaurant, um sich vor dem Flug zu stärken. Pfiffedeckel. Alles ist umgebaut. Wir durchwandern kilometerweit die Halle, ohne fündig zu werden.  Ein Dutyfreeshop und Edelboutique neben der anderen.

Wir entscheiden uns, direkt zum Gate zu gehen bzw müssen mit dem Zug in den neuen Terminal gebracht werden. Dort angekommen, wieder ein paar Kilometer gewandert, findet sich nahe am Gate ein Lokal. Da hat man doch schon wieder Bierdurst nach der Anstrengung.

Im Flieger ist es so eng, dass Friedrich rumstöhnt und die Airline verflucht. Der Flug nach Danang  dauert nur eineinhalb Stunden. Da müssen wir durch. Alternativ hätten wir mit Vietnam Airlines, die mehr Beinfreiheit bieten, nur über Saigon oder Hanoi mit 3 Stunden Aufenthalt fliegen können. 

Die Zeit vergeht sprichwörtlich wie im Flug. Der Koffer wird zeitnah aufs Band geworfen. Außerhalb des Zollbereichs werden wir von einem Taxifahrer empfangen. Die Fahrt nach Hoi An hatten wir als gute Kunden von booking.com kostenlos erhalten. 

Wir staunen nicht schlecht, was aus Danang geworden ist. Aus der mittelgroßen Stadt, die wir kannten ist eine Metropole geworden. Wo sind die Reisfelder, die es vor fünfzehn Jahren rechts und links der Fahrbahn gab, als wir das erste Mal hier ankamen? Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir gegen 19 Uhr Hoi An. Es ist kühl.

Geschichte

Hoi An wurde im 4. Jahrhundert von den Cham gegründet und avancierte im Laufe seiner Geschichte zu einer der bedeutendsten Städte Südostasiens.

Besonders im 16. Jahrhundert war die Bedeutung der Hafenstadt durch den florierenden Seehandel sehr groß. Diese Stellung wurde noch weiter gefestigt, als der Außenhandel in Japan verboten wurde.

Hoi An wurde mit der Zeit ein sehr internationales kleines Städtchen. Neben Chinesen und Japanern ließen sich auch Holländer, Franzosen und Portugiesen in der Küstenstadt nieder und betrieben Handel.

Die fetten Jahre waren vorbei, als der Hafen von Hoi An zunehmend versandete – die großen Handelsschiffe mussten nach Danang ausweichen, so dass Hoi An nach und nach in der Bedeutungslosigkeit versank. Ein Glücksfall! Zumindest aus heutiger Sicht. Denn eben dieser Bedeutungslosigkeit haben wir es zu verdanken, dass Hoi An im Vietnamkrieg als Ziel übersehen wurde.

Dadurch können wir uns heute einer wunderbar erhaltenen Altstadt erfreuen. Kein Ort im kriegsgebeutelten Vietnam hat ein so gut erhaltenes Stadtbild; du kommst dir vor wie in einem riesigen Freilichtmuseum. Und diese Tatsache ist maßgeblich verantwortlich für den Wiederaufstieg der Stadt zu einem der schönsten Ziele Vietnams.

Die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 1999 hat ihr Übriges dazu beigetragen. Neben dem Stadtbild wurde scheinbar auch der Handelsgeist in der Stadt konserviert: Wohin man sieht, wird etwas verkauft – nun vornehmlich an Touristen.

 

Obwohl wir im Internet gelesen hatten, wie sehr sich Hoi An verändert hat, sind wir doch komplett von den Socken, wieviel Verkehr herrscht, wie viele Touristen herumstreifen, wie viele große und kleine Restaurants, Lokale, Cafés sich rechts und links der Straße auftun.

Wie angekündigt, hatte es geregnet. Als wir in das wunderschöne, altehrwürdige Hotel einchecken, ist es trocken. Nach kurzer Besichtigung unseres Zimmers, sowie des ansprechenden Balkons, spazieren wir los. Nur wenige Schritte entfernt liegt das Restaurant Hill Station. Hier kehren wir ein und können zu unserer Freude mal eine Wurstplatte einschließlich diversen Brotsorten bestellen. Später genießen wir einen leckeren Wein. Als teuer für vietnamesische Verhältnisse, aber das ist heute egal. Relativ früh kehren wir zurück in das Hotel, genießen die Aussicht auf das abendliche Treiben auf der Straße unter uns und freuen uns darauf morgen die Stadt neu zu entdecken. Eine Herausforderung.

 

Hoi An vor fünfzehn Jahren

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Kommentare

Maria und Rolf Dittrich
Vor 24 Tage

Ja Hallo ihr Lieben! Da hattet ihr doch eine gute Abwechslung! Speziell wenn man nach vielen Jahren wieder in eine bekannte Gegend kommt, die sich so verändert. Der Lauf der Dinge - der Lauf des Lebens! Wir habens zu Hause ehre gemütlich - Kachelofen einheizen, Ski WM im TV anschauen und Urlaube planen, mit Freunden zum Essen und auch mal ins Kino! Das Wetter könnte besser sein! Genießt die Wärme und die Zeit!

ganzl liebe Sonntagsgrüße
Maria + Rolf