Von Yeppoon bis Lake Awoonga, Ubobo, Miriam Vale und Agnes Water

 

Die Küste bei Rockhampton heißt Capricorn Coast, benannt nach dem Wendekreis des Steinbocks. Das ist der südlichste Breitengrad, über dem die Sonne mittags im Zenit steht. Der Name "Wendekreis des Steinbocks" stammt aus der Antike, als vor 2000 Jahren die Sonne zur Zeit der südlichen Sommersonnenwende im Sternbild des Steinbocks stand. Außerdem befindet sich hier die Südgrenze der tropischen Klimazone.

Wir verlassen die Tropen und gelangen in die Krokodil freie Zone.

Yeppoon ist ein klassischer australischer Urlaubsort. Der Campingplatz ist ganz nett. Wir stehen fast unmittelbar am Beach. Ich genieße das erste Bad im Ozean.

Hier lassen wir uns nun doch hinreißen, eine Tour zu buchen. Wie können wir auch das Great Barrier Reef verlassen, ohne Fische und Korallen gesehen zu haben. Die Fahrt geht zunächst mit dem Katamaran auf die Great Keppel Island. Dort steigen wir um auf ein Glasbodenboot und werden an verschiedene Punkte gefahren, wo wir zusammen mit ca. 15 weiteren Personen Korallen, große, kleine Fische und Seeschildkröten bewundern können. Der Skipper lockt die Fische mit Futter und besonders die Kinder sind begeistert. Uns haut die Show nicht so sehr vom Hocker, da wir in unserem Leben weitaus schönere Tauchgründe gesehen haben. Manchmal ist es von Nachteil, wenn man schon so viel gesehen hat. Wir tauschen ein paar Tipps mit einem deutschen Urlauberpaar aus, die auch mit dem Wohnmobil in umgekehrter Richtung unterwegs sind.

Anschließend haben wir Zeit die Insel zu erkunden und schnorcheln zu gehen. Wir mieten uns die Gerätschaften dazu. Ich lasse Friedrich am Ufer zurück. Er will erstmal abwarten, ob ich ohne Blessuren zurückkehre. Es gibt hier zwar keine Krokodile, aber die gefährlichen stingers, sprich Würfelquallen, stellen  eine Gefahr dar. Das Gift der Würfelqualle kann in Minuten zum Herzstillstand führen. Sie sollen erst ab Mitte November auftauchen, aber man weiß ja nie. Vielleicht ist einer der box jelly fish zu früh dran und dann haben wir den Salat.

 

Der Instinkt meines Mannes lässt ihn nicht im Stich. Tatsächlich schwimmt eine Riesenqualle genau dort an den Felsen herum, wo ich schnorchle. Ein Mann, der ebenfalls mit Taucherbrille und Schnorchel unterwegs ist, macht mich darauf aufmerksam. Ich hatte sowieso vor, meinen Schnorchelgang zu beenden, weil kaum etwas zu sehen war. Wir genießen stattdessen die kleine Wanderung über die Insel und bald ist auch ein Restaurant gefunden, damit der Magen nicht zu kurz kommt.

Die Rückfahrt wird richtig amüsant, da ein starker Wind aufgekommen ist. Die Wellen klatschen durch die geöffneten Fenster auf die Sitzbänke. An Bord wird gelacht und gekreischt. Manche schauen unruhig nach rechts und links, anderen wird schlecht. Die Besatzung wirkt entspannt und wir bleiben es auch. Dennoch sind wir froh, als die Schaukelei ein Ende hat und wir sicher im Hafen landen.

Zurück in Rockhampton erwischen wir zwei bewölkte, regnerische Tage. Macht nix, ich schreibe Blog und Friedrich treibt sich im Einkaufszentrum herum und lässt sich die langen Haare kürzen. Eigentlich wollten wir uns das Cultural Centre of Aborigines ansehen, aber das befindet sich unter freiem Himmel und es zieht starker Regen auf. Wir machen es uns in unserem "Wohnzimmer" gemütlich. Da in den mittleren Städten außerhalb große Shopping Zentren gebaut wurden, sind die Innenstädte verwaist. Schade, wir hatten uns mehr Atmosphäre in Rockhampton erwartet.

Als die Sonne sich wieder blicken lässt, reisen wir ab Richtung Gladstone. Die Stadt lassen wir links liegen. Halt nochmal umkehren, hier gibt es den nördlichsten Aldimarkt in Australien. Wir hoffen sehr, dass es hier Schwarzbrot gibt, denn das schlaffe Pappweißbrot schmeckt nicht besonders. Leider Fehlanzeige. Dafür gibt es am Rande der Stadt einen Laden, wo wir unsere Gasflasche auffüllen können. Die ist fast leer, weil wir zu 90 Prozent daheim kochen. Die Chefs der Restaurants sind zu einfallslos. Überall nur Fish and Chips, paniertes Hähnchen oder Steakburger. Das Fleisch braten wir uns lieber selbst, weil wir im Supermarkt tolle Qualitäten kaufen können. Auch Obst und Gemüse ist überall in hervorragender Qualität erhältlich.

Die Gasflasche lässt sich problemlos entnehmen, aber die Halterung dafür ist abgerissen und die Schrauben nicht mehr zu gebrauchen. Was jetzt? Ohne Halterung können wir die Gasflasche nicht transportieren. Zu unsicher. Friedrich fragt im Laden nach Schrauben und Schraubenzieher. Ein sehr netter Angestellter ist behilflich, kommt mit Akkuschrauber und ruck zuck ist die Halterung wieder fest. Er sagt immer wieder:"No worries", macht euch keine Sorgen. Wir sind mal wieder begeistert über die australische Hilfsbereitschaft und Gelassenheit. Friedrich steht nass geschwitzt neben dem Mann und bedankt sich vielmals. Jetzt kann wieder gebrutzelt werden.

Auf geht es zum Lake Awoonga landeinwärts. Der Stausee ist 26km lang und 12km breit. Er staut das Wasser des Boyne Rivers und ist der wichtigste Wasserspeicher der Region Gladstone. Für die Menschen der Region ist er ein beliebtes Ausflugsziel, denn man kann hervorragend fischen gehen und das lieben die Australier. Nach einer Nacht am Nordende des Sees auf dem Campingplatz, erreichen wir am nächsten Tag ein sogenanntes bush camp am südlichen Ende des Awoonga Sees. Auf einer ca. 2 Hektar großen Wiese darf man frei campen. Es gibt sogar ein Toilettenhäuschen mit Plumpsklo. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und verbringen den Tag damit, die Angler und Camper um uns herum zu beobachten. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt nicht ständig Attraktionen hinterher zu hecheln, sondern können den ganzen Tag damit zubringen Leute oder Tiere zu beobachten, Gespräche zu führen, zu lesen oder einfach den Gedanken freien Lauf zu lassen. Wir schlafen 9-10 Stunden und haben den Kopf völlig frei. Was für ein Luxus.

Am nächsten Tag wollen wir uns doch mal wieder bewegen und marschieren in der größten Hitze los, um von einem Aussichtspunkt ein paar Fotos vom See zu machen. Die Kühe glotzen uns an, weil sie hier nie Fußgänger sehen. Ich gehe schnellen Schrittes voran, Friedrich schleicht hinterher. Er glaubt, die Geier kreisen schon über seinem Kopf, weil die Strecke kein Ende nimmt. Wasser haben wir keines dabei. Endlich erreichen wir das Ziel. Ich werde am Fuß von einem mir unbekannten Insekt gestochen. Friedrich schimpft: "auf dem Stuhl vorm Wohnmobil wäre das nicht passiert. Warum müssen wir denn durch die Landschaft rennen. Gibt es hier irgendwo eine Kneipe? Nein! Kaltes Bier? Nein!....also zurück". Die Kühe glotzen wieder.

Aus der Eisbox holt mein Mann ein "Iron Jack", das Bier für harte Männer, die die Herausforderung ihres heißen, robusten Landes annehmen und am Abend ihren Fang des Tages am Lagerfeuer teilen und dabei Geschichten erzählen. Mein Iron Jack erzählt mir einen Schwank aus seiner Jugend.

Am anderen Seeufer ist ein Feuer ausgebrochen. Es ist üblich entlang der Straße Feuerrodung zu betreiben, kontrolliertes Abbrennen des Buschlandes, um unkontrolliertem Feuer Nahrung zu entziehen.  Diese Maßnahmen werden kontrovers diskutiert. Umweltschützer sind dagegen, Brandschutzexperten dafür. Die Rauchwolke zieht zu uns herüber, verstärkt sich immer weiter und führt bei uns zu Halskratzen. Die Camper um uns herum lässt das kalt. Sie hätten auch Mühe ihre Caravans, Zelte, schattenspendenden Planen, Boote und sonstiges Gerümpel schnell einzupacken. Uns geht es da anders. In 5 Minuten sind wir abreisebereit. Wir haben keine Lust den Abend im Rauch zu verbringen.

Durch wunderschöne Landschaft führt uns der Weg nach Boynedale über Ubobo durch das Boyne Valley. Ich versuche eine Straße ausfindig zu machen, die uns nach Miriam Vale führt, einer kleinen Ortschaft zwischen Gladstone und Bundaberg. Es gibt nur "dirt roads", die dürfen wir nicht befahren. Der Unterboden konnte nicht versichert werden und wir haben schon schlechte Erfahrung gemacht, als wir doch einmal eine unasphaltierte Strecke befahren hatten. Es wird immer später. Die Kängurus schauen schon auf die Armbanduhr. Gleich ist es fünf Uhr nachmittags, dann kommen sie raus aus dem Busch. Google maps führt uns in die Irre. Die Gegend wird unwegsamer und dann endet die befestigte Straße. Das heißt umkehren, aber wohin, wo übernachten?

Zurück nach Ubobo. Dort gibt es einen Campground. Das Office zum einchecken ist geschlossen. Auf dem Riesenplatz stehen zwei einsame Caravans. Ein Mann nähert sich und klärt uns auf, dass die Rezeptionistin in einer Stunde wieder da wäre. Erleichterung in unseren Gesichtern. In der Ferne sehe ich Kängurus aus dem Wald hüpfen. Frank weist uns auf den einzigen Platz mit Strom neben sich ein. Er stellt uns seinen Nachbarn und Freund Max vor.  Die beiden erzählen uns, dass sie aus dem ca. 120km entfernten Bundaberg kommen und haben jede Menge Tipps für uns, was man dort anschauen, besuchen und erleben kann. Dann erscheint Margaret, die Pächterin und wir können für nur 15 Dollar übernachten. Frank und Max lassen Friedrich gar nicht mehr aus ihren Fängen. Die Frauen kommen dazu und die 84jährige Schwiegermutter. Wenn sie für den Abend keine Reservierung in einem 18km entfernten Restaurant gehabt hätten, wären wir sicher noch intensiver zusammengekommen.

Morgens um sechs halte ich Ausschau nach Kängurus. Leider sind sie zu weit entfernt, kein foto möglich.

In Miriam Vale, einem hübschen Dorf am Highway übernachten wir nur, damit wir am folgenden Tag früh in Agnes Water sein können, um dort einen Platz am "workman beach" zu ergattern. Wir sind die einzigen, die am Roadhouse übernachten. Der Autoverkehr stört uns nicht, denn wir sind tiefenentspannt. Eine Runde mit dem Fahrrad durch das Dorf, ein Bier im hiesigen Pub und endlich mal wieder Nudeln für Friedrich.

Agnes Water ist viel kleiner, als wir dachten und außer ein paar Surfern nicht viel los. Wir stehen dicht gedrängt auf dem Campingplatz. Ich hatte mir mehr versprochen. Eine kleine Wanderung führt uns an den "workman beach" und nun verstehen wir die Backpacker und Australier, warum dieser Ort so beliebt ist. Ein wunderschöner einsamer Strand. Die Wellen plätschern leise ans Ufer. Wir hätten gar nicht nach Keppel Island fahren müssen. Hier ist es viel schöner.

Bei Codies essen wir leckere Calamari und Chicken Wraps.

Der Name "Town" of 1770 ist stark übertrieben. Es handelt sich um ein Dörfchen, das seinen Namen 1970 zweihundert Jahre nach seiner Entdeckung durch James Cook erhielt. Hier ist es noch ruhiger als in Agnes Water. Benannt ist Agnes Water nach dem Küstenschoner "Agnes", der 1873 auf seiner Reise von Mackay nach Brisbane in den Gewässern der Gegend versank. Bereits 1891 wurde die kleine Pastorei als Badeort bekannt, weil man den breiten Strand gut mit Wägen befahren konnte. Erst seit den 1990ger Jahren erwachte Agnes Water und 1770 aus dem Dornröschenschlaf, als die Verbindungsstraße zum Bruce Highway ashaltiert wurde. Heute geben sich viele Backpacker hier ein Stelldichein.