Bangkok Beitrag 1

Wir landen pünktlich um 17:35h. Die Einreise bei der Immigration dauert erwartungsgemäß fast eine Stunde, die Koffer auf dem Band haben schon ein paar Runden hinter sich, bevor wir endlich erscheinen und sie in Empfang nehmen können. Man will uns mal wieder ein teures Taxi andrehen. Zum Glück kennen wir uns aus und suchen den Stand, der uns ein Taxi mit Taxameter verspricht. 

Die Fahrt in die Stadt gestaltet sich zunächst zügig, weil wir den Expresshighway befahren. Sobald wir die Autobahn verlassen, stehen wir im Stau, weil wir leider zur abendlichen Hauptverkehrszeit unterwegs sind. Gegen Neun Uhr abends erreichen wir das Hotel. Wir haben uns diesmal für das Centerpoint Silom Hotel nahe dem Chaopraya Fluss am Sathorn Pier entschieden. Normalerweise wohnen wir auf der anderen Flussseite in einem Apartmenthaus. Dort konnten wir nicht buchen, weil das lange im voraus gebucht werden muss. Unsere Reisepläne hatten sich ja kurzfristig geändert und so müssen wir ins Hotel. 

Das angeblich 90qm gebuchte Apartment im 25. Stock entspricht nicht ganz unseren Vorstellungen. Die Küche mit Essplatz ist ein dunkles Loch ohne Fenster. Es gibt zwei lange Gänge. Einer führt ins 40qm große Schlafzimmer mit Couchecke, der andere ins Bad. Der Balkon ist geräumig, aber wenn man sich auf den Stühlen niederlässt, stört ein Sicherheitsbalken die Aussicht auf den Fluss. 

Bevor wir die Koffer auspacken schnell wieder runter in das angeschlossene Kaufhaus Robinson. Dort gibt es unten einen Supermarkt, in dem man fast alle Lebensmittel kaufen kann, die das Herz begehrt oder vielmehr der Magen. Wir kaufen Brot, Wurst, Käse, Tomaten, Sardellen, Eier, Bier für ein klassisch deutsches Abendbrot. Zurück in der Wohnung baue ich das Sofa auseinander, damit wir den unteren Teil als Tisch umfunktionieren können. Den schleppe ich auf den Balkon und lege ein Handtuch als Tischdecke darauf. Jetzt haben wir Platz genug für unsere Leckereien. Der kleine Balkontisch dient als Ablage für Gläser und Eisbehälter. 

Als später ein Feuerwerk über dem Fluss entfacht wird, empfinden wir das als Willkommensgruß und sind besänftigt. Das Bett ist bequem, Friedrich hat genug Kissenauswahl für Kopf und Bein und fortgeschrittener Stunde gelingt es mir den Fernseher auf deutsche Mediatheken umzustellen. Die brauchen wir gar nicht, weil wir hundemüde in die Kissen sinken und gleich in Tiefschlaf fallen.

Als ich aufwache kann ich gar nicht glauben, dass ich 10 Stunden ohne aufzuwachen geschlafen habe. Trotzdem fühle ich mich matt. Wir beschließen nicht auf dem Balkon zu frühstücken. Zu viel Aufwand und zu heiß, außerdem ist die Luft schlecht: Smog. Friedrich mault rum. Er fühlt sich in der Küche wie eingesperrt in einen Keller. Nach dem Essen schnell zurück ins Schlafzimmer. Mit der Kaffeetasse in der Hand schauen auf die Betriebsamkeit unter uns: wir haben direkten Blick auf die Hochbahn BTS, die Taksin Brücke und das Apartmenthaus in dem wir sonst immer wohnen. Wehmütig schaut Friedrich auf den Fluss. Es stellt sich aber heraus, dass das Hotel doch die bessere Wahl ist, weil Friedrich wesentlich kürzere Wege zu den Verkehrsmitteln und zu unser Lieblingsbar "Jack's" hat.

Mir geht es nicht so gut. Ich fühle mich schlapp und muss nach Kauf neuer Sim Karten für Handys zurück aufs Zimmer. Am späten Nachmittag machen wir uns auf den kurzen Weg in die Bar. Zu unserem Missfallen müssen wir feststellen, dass man bei Jack's jetzt reservieren muss. Fast alle Tische ziert ein Schild. Eine der Bedienungen fragt uns, ob uns 1,5 Stunden bis 18 Uhr reichen. Ja, was bleibt uns sonst übrig. Kurz darauf erhellen sich unsere Mienen. Die Chefin kommt an unseren Tisch und sagt:" I know you. You came many times to our bar before Covid." Wir können es nicht fassen. Trotz der unzähligen Touristen, die hier täglich verkehren hat sie uns nach 4 Jahren Abwesenheit wiedererkannt. Von diesem Moment an werden wir von allen Kellnern wie VIP's behandelt. Die indische Familie neben uns scheint beeindruckt von unserer Wichtigkeit zu sein. Der Inder sieht, dass Friedrich Probleme mit dem Bein hat und empiehlt einen bequemeren Stuhl vom Nebentisch zu nehmen. Wir bedanken uns für den Vorschlag und nicken der Familie freundlich zu.

Um 18 Uhr verlassen wir das Lokal. Alles reserviert, nichts zu machen. Mir ist es gar nicht so unrecht, ich bin einfach schlapp. Wir befinden uns im Viertel Bangrak. Hier befand sich die älteste chinesische Siedlung in Thailand, da es entlang des Flusses Piers und Lagerhäuser gab. Die chinesischen Einwanderer konnten sofort nach ihrer Ankunft einen Job finden. Überall schossen Streetfood Stände aus dem Boden und Ladenhäuser wurden an Chinesen vermietet. Es handelte sich dabei um robuste Gebäude, von denen noch heute einige hundert Jahre überstanden haben und ihre ursprünglichen Fenster und Türen aus Teakholz die Zeit überdauert haben. 

Heute steht Bangrak für Luxushotels, wie das legendäre Oriental, das Shangrila Hotel oder der Lebua State Tower mit seiner goldenen Kuppel bekannt aus dem Film Hangover. Schon in den 80ger Jahren bin ich aus dem weit entfernten Crewhotel hierher gefahren, um im Oriental auf der Verandaterrasse das Flussambiente zu genießen. Damals gab es die vielen Essenstände auf den umliegenden Straßen noch. Leider ist die Regierung dagegen vorgegangen und heute müssen die einheimischen Läden mieten, um ihre Waren anzubieten. Am Robinson Kaufhaus und damit unmittelbar bei unserem Hotel gibt es eine kleine Walking Street. Ein Straßenabschnitt wird für Fußgänger gesperrt. Rechts und links bauen Händler ihre Essensstände und Verkaufsstände auf. Kleidung, Souvenirs, Schnickschnack, Plastikwaren. Viel umfangreicher der Sonntagsmarkt. Ein Teil der Silom Road dient als Markt, wo  hunderte Thaispeisen, internationale Köstlichkeiten, Kleidung, Acessoires, Schuhe, Taschen, Sonnenbrillen feil geboten werden.

 

 

 

 

Wir genießen noch ein wenig die Aussicht vom Balkon und gegen früh schlafen.

Auch am nächsten Tag geht es mir nicht viel besser. Was ist nur los? Ich glaube eine Erkältung bahnt sich an.

Heute geht es zum Pratunam Markt im indischen Viertel der Stadt. Friedrich braucht neue, kurze Hosen und die gibt es nur hier, d.h. solche, die ihm gefallen. Ich habe herausgefunden, dass direkt vor der Haustür ein Bus in das Viertel fährt. In Pratunam ist die Hölle los, wie immer.

 

Die südliche Grenze von Pratunam wird durch einen Kanal markiert. Dieser Kanal existiert seit Mitte des

19. Jahrhunderts, als man den Chao Praya Fluss mit dem Bang Pakong Fluss verbinden wollte. Bangkok bestand zu dieser Zeit aus hunderten kleiner Kanäle, den sogenannten Klongs. Deswegen auch der Name Venedig des Ostens. Heute sind fast alle Klongs verschwunden. Man hat sie zugeschüttet, um Bauland zu gewinnen. Damals als der Klong Saen-Saep mit dem Maha-Nak Kanal und dem Krung-Kasern Klong verbunden wurde, brauchte man ein Tor, um den Wasserstand zu regulieren. Pratunam bedeutet Wassertor. Das Viertel wurde in den 60ger Jahren erschlossen, als es rundum nur Reisfelder gab. Lebensmittelmärkte siedelten sich an und die Gegend wurde zum Marktplatz. Seit vielen Jahren sind die Nahrungsgüter Textilien und Acessoires gewichen. In endlosen Gassen wimmelt es buchstäblich von tausenden Modegeschäften. Hier wird Kleidung zu Großhandelspreisen verkauft. Designerware sucht man vergebens. Abends sorgt ein interessanter Nachtmarkt und eine aktive Jazzszene für Unterhaltung.

 

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