Unterwegs in der ehemaligen Königsstadt
In der Altstadt von Luang Prabang auf der Halbinsel haben sich innerhalb der letzten 9 Jahre nicht nur dreimal soviel Restaurants, Hotels und Läden etabliert. Die Kosten für Essen, Trinken und Übernachten sind erheblich gestiegen. Nur wenige Kilometer außerhalb des Touristenzentrums trifft man nach wie vor auf das Dritte Welt Land Laos. Die meisten Menschen der Stadt sind arm, nur wenige profitieren von den Touristen.
Leider können wir die laotische Küche nicht probieren. Um es nicht kompliziert zu machen, schließe ich mich Friedrichs Bedürfnissen an. Wir gehen zum Inder am Mekong, zum Italiener Pizza und Pasta essen, zum Franzosen, um fantastische Wurstspezialitäten zu genießen. Dazu ein herrlicher, spritziger Weißwein, richtig temperiert. So schmackhaft die europäischen Speisen auch sind, ist es jammerschade, dass wir die lokalen Köstlichkeiten ignorieren müssen. Vor ein paar Jahren hätten wir uns nicht vorstellen können, auf laotische Delikatessen zu verzichten.
Morgens frühstücken wir in der französischen Bäckerei. Unsere Küche im Apartment bleibt kalt.
Kein Motorroller für uns
Jeden Tag überlegen wir aufs Neue, ob wir die Wasserfälle 45 Kilometer außerhalb der Stadt besuchen sollen. Am liebsten würden wir mit dem Motorroller eigenständig dorthin fahren. Wir müssten unsere Reisepässe als Pfand hinterlegen, um ein Gefährt zu mieten. Die geben wir ungern aus der Hand. Sie wurden in der Vergangenheit besonders hier in Luang Prabang als Erpressungsmittel benutzt, um den Touristen Geld abzuknöpfen. Inzwischen mieten fast alle Traveller Roller. Das Geschäft ist seriöser geworden. Vielleicht wagen wir es beim nächsten Besuch der Stadt. Vorerst verschieben wir die Wasserfalltour auf nächstes Jahr.
Mönche
Wie schon bei unserem ersten Aufenthalt, verzichten wir darauf, die Mönche frühmorgens bei ihrem Almosengang zu fotografieren. Einheimische spenden Nahrungsmittel und knien vor den Mönchen, um ihre Schüsseln zu füllen. Das Ritual wird von einigen Touristen als Spektakel missbraucht. Man sollte sich angemessen kleiden und nicht zu nah mit Fotoapparat und Blitz die Zeremonie stören. An einigen Stellen stehen Schilder, die Gäste daraufhin weisen, wie man sich zu verhalten hat.
Big Brother Mouse
Big Brother Mouse gibt es noch. Die Organisation wurde ursprünglich zur Alphabetisierung gegründet. Einheimische können ihre Sprachkenntnisse im kostenlosen Gesprächsaustausch mit ausländischen Besuchern üben. Es ist ein Freiwilligenzentrum. Man kann zu bestimmten Zeiten einfach vorbeikommen, sich hinsetzen und mit den Schülern, Studenten und Mönchen sprechen. Es werden auch Bücher produziert, damit die Lernwilligen Liebe zum Lesen entwickeln können. Auf dem Land, ein paar Kilometer entfernt, hat sich Big Sister Mouse entwickelt. Hier kann man den ganzen Tag mit Kindern verbringen und ihnen Sprachunterricht geben, mit ihnen spielen und gemeinsame Mahlzeiten einnehmen.
Dafür reicht leider unsere Zeit diesmal nicht. Wird auf die Liste gesetzt, der Dinge, die wir das nächste Mal erleben wollen.
In Luang Prabang kommt keine Langeweile auf. Es bieten sich vielerei Möglichkeiten an, kreativ werden: Töpferkurse, Kochkurse, textiles Werken, Batikkurse, Yogakurse laden die Menschen ein, gestalterisch, schöpferisch oder meditativ tätig zu werden. Wir entschleunigen nach dem Trubel in Hanoi. Man kann auch einfach nur am Ufer des Khans oder des Mekongs spazieren gehen, einen Kaffee oder Smoothie an wunderschönen Aussichtspunkten genießen oder im Café sitzen und Leute beobachten.
Ein Handwerkerdorf
Eines Tages raffen wir uns auf, ein Handwerkerdorf zu besuchen, in dem Papier geschöpft wird und zu Lampenschirmen, Briefpapier und Karten verarbeitet wird. Man führt uns herum, erklärt die einzelnen Arbeitsschritte und am Ende dürfen wir uns im Laden umschauen. Selbstverständlich kaufen wir ein paar schöne Karten und einen Lampenschirm. Friedrich schließt Kontakte zu anderen Besuchern. Ein Amerikaner, der gut deutsch spricht, verwickelt uns in ein nettes Gespräch.
Die Besteigung des Hausberges ist für mich ein Muss. Friedrich wartet unten in einem Café. 322 Stufen hinauf zum Phousi Hill, den eine goldene Pagode ziert, haben es in sich. Dafür werde ich mit fantastischem Ausblick auf die Stadt entlohnt.
Icon Club
Am letzten Abend fassen wir den Entschluss, doch noch im Icon Club bei Lisa, der Ungarin vorbeizuschauen. Die Kneipe, in der wir vor Jahren jeden Abend verbrachten, wo Friedrich zur Gitarre griff, um seine "Julischka aus Budapescht" zum Besten zu geben, war während unserer ersten Tage geschlossen. Wir wollen nur auf einen Cocktail kurz vorbeizuschauen. Ein frommer Wunsch, aus dem nix wird. Wir lernen so viele nette Leute kennen, Australier, Südafrikaner, Franzosen, dass die Nacht lang wird. Zum Glück reisen wir am nächsten Morgen erst um 11 Uhr ab. Aufstehen ist dennoch für 8 Uhr geplant, denn Frühstück in der Bäckerei muss sein. Mit Kopfweh packe ich Koffer und mittags werden wir pünktlich vom bestellten Taxi abgeholt. Die kurze Strecke zum Flughafen ist schnell bewältigt. Jetzt heißt es 4 Stunden abhocken, bis der Flieger nach Bangkok startet.
Abschied
Pünktlich hebt die Maschine der Air Asia ab. Ich habe einen Fensterplatz und kann von unserem Haus noch einmal von oben Abschied nehmen. Langsam verschwindet die wunderschöne Stadt, umgeben von dschungelartig bedeckten Bergen unter den Wolken. Eine Zeitlang fliegen wir direkt über dem Mekong entlang, bis auch der gewaltige Strom aus meinem Blickfeld gerät. Luang Prabang, du schöne, unvergleichlich charmante Stadt: Wir kommen wieder.
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